Der flexible Busbetrieb startet

Reallabor-Projekt steht vor der entscheidenden Phase.

Gut zwei Jahre lang hat das Reallabor-Team getüftelt und geplant, nun wird es wahr: Am Samstag, 10. März startet in Schorndorfs Südstadt der flexible Busbetrieb. Ab diesem Zeitpunkt werden von Freitagnachmittag 15 Uhr bis Sonntagabend zwei Kleinbusse (bei erhöhtem Fahrgastaufkommen ein großer Omnibus und ein Kleinbus) eingesetzt, die zwar nur noch nach Bedarf aber dafür weitestgehend nach individuellen Wünschen und Bedürfnissen der Fahrgäste fahren. Hierbei ist es die Vision des Projektteams, dass sich die Fahrgäste nicht mehr länger nach fixen Abfahrtsterminen mit festgelegten Fahrtrouten richten müssen, sondern der Bus richtet sich künftig nach den Bedürfnissen des Fahrgastes. So kann der Fahrgast bei der Bestellung eines Busses beispielsweise angeben, wann er abfahren will und wo er abgeholt werden will. Ein dem Bestellsystem hinterlegter Algorithmus, berechnet dann die reale Abholzeit des Fahrgastes und sagt ihm gleichzeitig, wo er auf den Bus warten soll. Hierbei können Fahrgästen neben den bisherigen Haltestellen auch sogenannte virtuelle Haltepunkte nutzen.

Mehr als 200 dieser potenziellen Ein- und Ausstiegsplätze hat das Projektteam festgelegt. Ziel dieses zusätzlichen Angebotes ist es, dass sich die Laufwege von derzeit durchschnittlich 500 Meter bis zur nächsten regulären Haltestelle auf 150 bis höchstens 200 Meter verkürzen. Somit kann der flexible Busbetrieb also auch ein Mehrwert für mobilitätseingeschränkte Personen darstellen: Denn wenn die Schritte schwerfallen, dann kann jede Ersparnis an Fußwegen ein Segen sein.

Freilich ist der Einsatz der flexiblen Kleinbusse erstmal neu und ungewohnt für die Menschen. Vom starren Fahrplan hin zum flexiblen Bus ist es ein weiter Weg, bei dem man manche Gewohnheit über Bord werfen muss. So gilt es fortan, nicht mehr einfach nur noch an der Haltestelle auf den Bus zu warten, sondern der Bus will gerufen werden. Auf diese Art und Weise lassen sich unnötige Leerfahrten vermeiden. Der Bus fährt nur noch dann, wenn er auch tatsächlich gebraucht wird. Das schont die Umwelt, setzt aber ein aktives Mitdenken voraus. Möglichkeiten, um den Bus zu rufen gibt es viele: Per Handy-App, per Heimcomputer oder per Telefon und als besonderes „Bonbon“ per freundlichem Helfer. Denn insgesamt 13 Institutionen, Organisationen, Restaurants und Cafés haben sich auf Anfrage der Stadtverwaltung Schorndorf dazu bereiterklärt, den flexiblen Kleinbus bei Bedarf für ihre Gäste und Kunden zu bestellen (wir werden darüber noch ausführlicher berichten).

Teil einer Innovation

Wenn der Fahrgast nun also den Bus gerufen und seine Fahrt angetreten hat, dann kann er sich sicher sein: Er ist Teil einer Innovation. Denn mit dem Einsatz der kleineren Bedarfsbusse schreibt Schorndorf Geschichte. Zwar gibt es im In- und Ausland bereits einige flexible Bussysteme doch sind diese in der Regel als Zwischenlösung gedacht, also als Fahroption, die sich zwischen dem Taxi und dem ÖPNV ansiedeln lässt. Dies schlägt sich dann auch im Fahrpreis nieder. In Schorndorf ist das anders. Hier ist der flexible Bedarfsbus Teil des ÖPNV. Was bedeutet das? Das bedeutet, zum einen dass die Reallabor-Busse von Busfahrern des örtlichen Busunternehmens Knauss gefahren werden und die Bestellung der Busse per Heimcomputer oder Handy-App beides mal über die reguläre VVS-Plattform abgewickelt wird. Der Fahrgast merkt also im Grunde gar nicht, dass er ein neues System erprobt, denn er bewegt sich in der regulären Fahrplanauskunft und Ticketanzeige des VVS. Zum anderen bedeutet es aber auch, dass die Fahrt mit den flexiblen Kleinbussen zum gewöhnlichen VVS-Tarif erfolgen kann. Tickets können somit an den herkömmlichen Automaten beim Fahrer oder übers Internet erworben werden.

Also alles bleibt beim Alten und ist doch irgendwie sehr neu? Ob dieser Spagat gelingen wird, werden die kommenden Monate zeigen. Ein Versuch ist es allemal wert, denn dass sich in den Nebenverkehrszeiten 12 Meter Busse mit kaum oder gar keinen Fahrgästen durch engste Straßen Schorndorfs quälen und starrsinnig Haltestelle abfahren, an denen vielfach niemand zusteigt, kann kein Zukunftsmodell sein. Darin ist sich das Projektteam sicher. Der Weg über den Einsatz der flexiblen Kleinbusse, die nur nach Anforderung fahren kann daher die Lösung sein und gleichzeitig viele Vorteile bündeln: kostengünstig, umweltschonend und den Bedürfnissen der Fahrgäste entsprechen. Ein Vorhaben, das lohnenswert erscheint.

Testnutzer

Wer Interesse daran hat, die flexiblen Reallabor-Busse über einen Zeitraum von neun Monaten regelmäßig als Testnutzer zu nutzen und drei bis vier mal im Jahr dem Projektteam über seine Erfahrungen mit den Bussen zu berichten, kann sich noch melden. An der Infothek des Rathauses am Marktplatz 1 gibt es Teilnahmekarten, die hierfür ausgefüllt werden können oder aber Interessierte melden sich direkt bei Diana Gallego Carrera per Email: diana.gallego@schorndorf.de oder Telefon: 602-1529. Unter allen Teilnehmern verlost das Projektteam drei Stadttickets für den ÖPNV.

Reallabor Schorndorf

Informationsveranstaltung

zum Auftakt

Ab Samstag, 10. März startet in Schorndorfs Südstadt (inklusive Oskar-Frech-Seebad) der Betrieb der flexiblen und bedarfsgerechten Busse.

Ab diesem Zeitpunkt werden jeweils ab Freitagnachmittag 15 Uhr bis Sonntagnacht (Betriebsschluss) zwei Kleinbusse beziehungsweise bei erhöhtem Fahrgastaufkommen der reguläre Omnibus flexibel eingesetzt. Die Bedarfsbusse fahren ausschließlich auf Anforderung und ersetzen hierbei die Linien 247 (Alte Steige) und 242 (Krankenhaus). Von Montagfrüh bis Freitagmittag gilt der reguläre Fahrplan der Linien 242 und 247.

Die Erprobung des flexiblen Systems bezieht sich somit nur auf den Zeitraum Freitagnachmittag bis Sonntagnacht. Die Reallaborbusse können per Handy-App, Heimcomputer oder Telefon angefordert werden. Die Kosten für die Fahrten mit den Reallabor-Bussen entsprechen den regulären ÖPNV-Tarifen.

Das Projektteam lädt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger Schorndorfs am Freitag, 2. März ab 18.30 Uhr in das Rathaus, Marktplatz 1 zur Bürgerinformationsveranstaltung ein.

Weitere Informationen zum Reallabor-Projekt finden sich unter www.reallabor-schorndorf.de.

Quelle dieses Artikels klick hier : Focus