Vor dem für November geplanten Serienstart des Mercedes-Benz eActros 600 geht im Motorenwerk Mannheim mit der „Frontbox“ eine zentrale Komponente des elektrischen Fernverkehrs-Lkw in Produktion. Sie sitzt im ehemaligen Bauraum des Verbrennungsmotors – und kommt auf mehr als 1.000 Einzelteile.
Die sogenannte Frontbox beschreibt Daimler Truck als komplexes Technologiemodul mit mehreren Steuergeräten, Hochvolt-Komponenten und elektrischem Luftpresser. Sie trägt zum Betrieb des schweren eActros 600 bei – nicht aber zum Antrieb an sich. Schon im eActros 300/400 mit Marktstart 2021 kam eine Art Frontbox zum Einsatz. Der größere Bruder erhält nun eine weiterentwickelte Version, die ab sofort im Motorenwerk in Mannheim-Waldhof vom Band läuft. Eingebaut wird die Frontbox anschließend in Wörth, wo die eigentliche Serienfertigung des eActros 600 angesiedelt ist.
„Die hohe Anzahl an Bauteilen auf engstem Raum unterzubringen, stellte eine besondere Herausforderung während des Entwicklungsprozesses dar. Am Ende gelang dies durch eine sogenannte Ebenen-Struktur, bei der die einzelnen Komponenten von unten nach oben aufgebaut werden“, teilt der Lkw-Hersteller mit, der für den neuen Bereich ein Produktionsteam aus 25 Beschäftigten gebildet hat, das sich „perspektivisch auf bis zu 170 Beschäftigte“ vergrößern könnte.
Rund ein Jahr lang renovierte Daimler Truck einen 5.500 Quadratmeter großen Bereich in seinem Traditionswerk in Mannheim, um die Fertigungslinie samt Logistikzone für das neue Modul zu integrieren. Dabei wurde darauf geachtet, sie besonders zukunftssicher zu machen: Die Linie bietet „eine hohe Flexibilität für unterschiedliche Stückzahlen, Produktvarianten und Folge-Generationen“, so der Hersteller. Konkret setzt sich die Montagelinie aus vier aufeinanderfolgenden Abschnitten zusammen, die je verschiedene Montagestationen mit eigenen Materialzonen und Vormontagen beherbergen. Jeder Abschnitt schließt mit einem „Qualitätstor“ zur Überprüfung ab, komplettiert von der sogenannten End-of-Line-Prüfung.
Auch in den Komponenten-Werke in Gaggenau und Kassel laufen derweil die letzten Vorbereitungen für den eActros 600, denn auch diese Standorte werden Teile zuliefern, darunter Achs- und Getriebekomponenten. In Wörth, wo die Fäden zusammenlaufen, wird der elektrische Fernstrecken-Lkw Ende November offiziell sein Seriendebüt geben. Erste Kundenfahrzeuge sollen dann noch vor Jahresende gefertigt und zugelassen werden. Seine Weltpremiere feierte das Fahrzeug bekanntlich im Oktober 2023.
In Mannheim sind die Verantwortlichen unterdessen zufrieden, dass ein zentrales Teil des alternativ angetriebenen eActros 600 in Mannheim verortet wurde. Andreas Moch, Standortverantwortlicher für das Werk in Mannheim, äußert: „Die Frontbox ist ein montageintensives Aggregat […]. Nach einer erfolgreichen Prototypenphase freuen wir uns nun, in die Serienfertigung übergehen zu können.“ Mannheim sei das Kompetenzzentrum für Batterietechnologie und Hochvoltsysteme bei Daimler Truck. „Mit dem Produktionsstart der Frontbox erreichen wir in diesem Jahr bereits den zweiten Meilenstein, nachdem wir im Sommer unser Battery Technology Center in Betrieb genommen haben“, so Moch.
Auch Bruno Buschbacher, Betriebsratsvorsitzender des Mercedes-Benz Werks Mannheim sieht den Standort für die Transformation gut aufgestellt: „Es freut mich sehr, dass wir mit der Frontbox das erste Produkt aus der 2021 getroffenen Vereinbarung erfolgreich auf die Beine gestellt haben […]. Dies ist ein bedeutender Schritt für die Transformation unseres traditionsreichen Motorenstandortes. Die Fertigungstiefe der Zukunft muss es weiterhin ermöglichen, wesentliche Komponenten selbst herzustellen.“