Corona: Was sich für „Alltagshelden“ geändert hat

Wie ist es den Helden des Alltags ergangen, die wir zu Beginn der Pandemie besuchten? Berufskraftfahrer David Wacker aus Gochsheim spricht über die „ganz andere“ zweite Welle.

Nach über einem halben Jahr Corona-Pandemie blickt David Wacker aus Gochsheim mit gemischten Gefühlen auf die aktuelle Situation. Der 33-Jährige arbeitet seit 2005 als Berufskraftfahrer bei der Firma Pabst in Gochsheim. Täglich beliefert der Familienvater mit seinem Lkw Supermärkte mit Lebensmitteln. Eine immens wichtige Aufgabe, nicht nur in diesen Tagen. Aber zur Zeit ganz besonders. Wacker ist froh, weiter normal arbeiten zu können. Während des ersten Lockdowns freute er sich über eine nie dagewesene Anerkennung seines Berufs. Mittlerweile hat sich vieles geändert.

Eines ist für David Wacker klar: „Der jetzige Lockdown ist lange nicht so extrem wie der erste.“ So blieben derzeit im Vergleich zum Frühjahr Hamsterkäufe überwiegend aus, der Verkehr auf den Straßen habe sich wieder normalisiert und die Lebensmittel-Lieferungen unterschieden sich kaum mehr von der Zeit vor Corona. „In den ersten Novemberwochen ging es kurzzeitig wieder los, die Menschen haben sich wieder mit Klopapier eingedeckt“, erzählt Wacker.

Dies habe sich aber nach kurzer Zeit wieder gelegt. Mittlerweile merke man anhand der Bestellungen nichts mehr von der Pandemie. „Nudeln oder Hefe, was im Frühjahr so viel gekauft wurde, wird jetzt nicht mehr übermäßig konsumiert.“ Einziges Produkt, was jetzt übermäßig geliefert werde, sei die Mund- und Nasen-Maske.

Dankbarkeit ist schnell wieder verschwunden

Noch im April berichtete Wacker von Menschen, die zu seinem Lkw kamen und sich Klopapier sichern wollten. Vor allem aber sei ihm die Anerkennung aufgefallen, die dem Beruf des Lkw-Fahrers plötzlich entgegengebracht wurde. „Plötzlich sind wir Berufskraftfahrer wichtig“, erzählte Wacker damals und verwies auf winkende Menschen oder Autofahrer, die ihm aus Respekt und Dankbarkeit die Vorfahrt ließen. Davon, bedauert Wacker heute, sei nichts mehr übrig. „Die Dankbarkeit kam schnell und ist genauso schnell wieder verschwunden.“ Mittlerweile sei wieder alles beim alten, man werde wieder öfters angehupt. Und das nicht aus Respekt. „Ich glaube, solange die Not nicht spürbar ist, der Kühlschrank voll ist und der Strom aus der Steckdose kommt, sehen die Menschen keine Notwendigkeit dafür, besonders dankbar zu sein.“

Doch Wacker will nicht klagen. Er ist froh, normal arbeiten zu können. „Die Arbeit an sich hat sich durch Corona nicht großartig verändert.“ Im regelmäßigen Wechsel fährt er Tages- und Nachtschichten und beliefert dabei verschiedene Supermärkte mit Lebensmitteln. Pro Schicht legt er 300 bis 460 Kilometer zurück. Aber, betont Wacker, auch er muss sich an die Hygienevorschriften halten. So trage er beim Kundenkontakt immer Maske und halte sich an die Abstands-Vorschriften. „Die meiste Zeit, in der ich alleine Lkw fahre, brauche ich ja zum Glück keinen Mundschutz“, so Wacker. Ihm tun viel mehr die Menschen leid, die diesen den ganzen Tag tragen müssen. „Und vor allem habe ich für die ganzen Selbstständigen Mitleid, die von der Krise besonders betroffen sind.“

Lockdown-Light „nichts Halbes und nichts Ganzes“

Die emotionale Debatte um die Corona-Maßnahmen sieht er kritisch. „Ich verstehe natürlich die Menschen, die sich über manche Dinge beschweren, aber letztlich muss sich jeder daran halten, damit es besser werden kann.“ Allerdings kann auch er nicht alle politischen Entscheidungen nachvollziehen. So sei der Lockdown-Light „nichts Halbes und nichts Ganzes“ gewesen. Außerdem seien die Regeln für die Bevölkerung nicht klar genug. „Solange man sich etwa eine Maske selber basteln darf und ein hochgezogenes T-Shirt die gleiche Berechtigung wie eine professionelle Mund-Nasen-Bedeckung hat, werden die Menschen die Vorgaben nicht richtig akzeptieren können“, vermutet Wacker. 

Dennoch blickt er halbwegs optimistisch in die Zukunft. „Ich denke, wenn der Impfstoff da ist, können wir alle wieder nach und nach in die Normalität zurückkehren“, hofft der 33-Jährige. Bis dahin sei es das kleinste Übel, für ein paar Minuten beim Einkaufen, eine Maske über Mund und Nase zu ziehen. 

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