Die Hälfte der städtischen Kitas ist am Dienstag geschlossen geblieben, kein einziger Bus verließ den Betriebshof in der Otto-Hahn-Straße.
Dachau – Verdi hat am gestrigen Dienstag erneut zum Warnstreik aufgerufen, zahlreiche Mitarbeiter kommunaler Betriebe folgten dem Aufruf.
85 Prozent der Busfahrer in Dachau streikten
„Heute rückt kein Bus mehr aus“, verkündet Mnasri Taoufik, Busfahrer und Sprecher der Busfahrer der Stadtwerke Dachau. 50 Busfahrerinnen und Busfahrer – „das sind 85 Prozent“ – versammelten sich in den frühen Morgenstunden vor dem Tor des Busbetriebshofs in Dachau-Ost, zogen sich die gelben Verdi-Westen über und wollten damit die Position von Verdi in der nächsten Verhandlungsrunde stärken. „Viele sind auch an ihrem freien Tag oder aus dem Urlaub gekommen, um zu streiken“, so Taoufik.
Von der „riesigen Streikbereitschaft“ ist Franz Schütz von Verdi begeistert. Nachdem die zweite Runde der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst ergebnislos beendet wurde, werden die Verhandlungen am 30. März fortgesetzt. „Wir fordern 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro auf zwölf Monate mehr“, so Schütz.
Christian Diecke, Vertriebsleiter der Stadtwerke, berichtet, dass die Stadtwerke überrascht wurden: „Es wurde erst am Montag bekannt, dass zum Warnstreik aufgerufen wird“, aber sofort informierte das Unternehmen auf Facebook und auf der Homepage ihre Kunden.
Unklar sei zunächst auch gewesen, ob es zu Einschränkungen im Bäderbetrieb kommen würde – aber dem war nicht so: Das Hallenbad habe normal geöffnet, so Diecke am Dienstag.
Bürger stehen vor verschlossenen Wertstoffhöfen
Vor verschlossenen Türen standen indes die Bürger an den Wertstoffhöfen: Die Recyclinghöfe Webling, Dachau-Ost, Dachau-Süd, Karlsfeld und Markt Indersdorf hatten zu, auf den übrigen Höfen im Landkreis habe es aufgrund des Streiks ebenfalls zu kurzfristigen Schließungen am Nachmittag kommen können, wie das Landratsamt ankündigte.
Erwin Stadler, 81, der in Dachau vor verschlossener Tür stand, sieht den Streik zwiespältig, wie er sagte: „Auf der einen Seite verstehe ich die Nöte der Beschäftigten, auf der anderen Seite muss die Bevölkerung darunter leiden. Allerdings kann ich meine Gartenabfälle auch morgen vorbeibringen. Schlimmer wäre es, ich stünde am Flughafen oder an der Bahn und käme nicht weiter bzw. könnte nicht abfliegen.“
Der Streik in den Kindertagesstätten stellte berufstätige Eltern vor Probleme. Sieben von den 13 städtischen Kindertageseinrichtungen waren geschlossen: Kindergarten Am Bach, Kindergarten am Stadtwald, Kindergarten Dachau-Ost, Kindergarten Prinz Adalbert, Insel Hort Süd, Kindergarten Purzelbaum sowie Kindergarten Villa Kunterbunt. Vier Kitas waren nach Angaben der Stadt trotz einzelner Streikender in Normalbetrieb. Zwei Kitas mussten wegen des Streiks einzelne Gruppen schließen. Die Eltern waren im Vorfeld informiert worden, sich direkt mit der Einrichtungsleitung in Verbindung zu setzen.
Beschäftigte der Helios Amper-Klinik legen Arbeit nieder
Auch Beschäftigte der Helios Amper-Klinik, die ebenfalls Mitglied im Kommunalen Arbeitgeberverband Bayern ist, legten ihre Arbeit nieder. Rund 100 Pflegekräfte, Therapeuten, Patientenfahrdienst und weitere Beschäftigte versammelten sich vor dem Eingang der Klinik zu einer Kundgebung und zogen anschließend durch die Altstadt. Sie fordern ebenfalls 10,5 Prozent Lohnerhöhung, machen aber auch auf die „personelle Unterbesetzung aufmerksam, die inzwischen auch zu weitreichenden und dauerhaften Kapazitätseinschränkungen bei den Betten führt“, wie Verdi mitteilte. „Die Beschäftigten arbeiten dauerhaft am Limit“, so Verdi-Sprecher Christian Reischl. Die Patienten mussten sich aufgrund des Streiks laut Reischl gestern keine Sorgen machen. „Alle medizinisch notwendigen Leistungen wurden sichergestellt.“