Für erdgasbetriebene LKW soll bis zum Jahr 2023 weiter eine Mautbefreiung gelten. Dafür stimmte der Verkehrsausschuss des Bundestages mit den Stimmen von Union und SPD. Das Parlament muss der Empfehlung noch zustimmen. Eigentlich wären die Privilegien für mit verflüssigtem Gas (LNG) und Erdgas (CNG) betriebene LKW Ende des Jahres ausgelaufen. „Mit der Verlängerung der Mautbefreiung für Erdgas-LKW um drei Jahre unterstützen wir weiterhin den Markthochlauf der klimafreundlichen Alternative zum Diesel. Außerdem schaffen wir die dringend benötigte Planungssicherheit für die Unternehmen“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alois Rainer, zu energate.
Aktuell gib es nach Angaben der Brancheninitiative Zukunft Erdgas rund 13.600 erdgasbetriebene LKW und Nutzfahrzeuge, dem steht ein Bestand an herkömmlich angetriebenen Fahrzeugen von 3,2 Mio. gegenüber. Dieses Verhältnis ist ein Grund dafür, warum der Verkehrssektor den Klimazielen seit Jahren hinterherhinkt. Jüngste Berechnungen im Auftrag des Bundeswirtschafts- und des Bundesumweltministeriums hatten gezeigt, dass die CO2-Einsparziele auf der Straße für das Jahr 2030 ohne weitere Maßnahmen nicht zu erreichen sind (energate berichtete).
Zustimmung aus der Logistikbranche
Die Verbände der Logistikbranche begrüßen die Empfehlung des Verkehrsausschusses, die Mautbefreiung für Erdgas-LKW zu verlängern. „Sie ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Planungssicherheit für Investitionen in alternative Antriebe“, heißt es in einer Erklärung mehrerer Verbände, darunter der Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) und der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). CNG und LNG seien die derzeit einzig am Markt verfügbare Alternative zu Dieselantrieben und leisteten einen Beitrag zu CO2-Reduktion. Zustimmung kommt auch von Zukunft Erdgas. Marktakteure erhielten nun „endlich eine verlässliche Perspektive“, erklärte Vorstand Timm Kehler. „Dass dringender Handlungsbedarf besteht, liegt auf der Hand: Seit 20 Jahren ist der CO2-Ausstoß des deutschen Straßengüterverkehrs nicht gesunken.“
Kritik von Grünen und Umweltverbänden
Opposition und Umweltverbände sehen die Verlängerung dagegen kritisch. Die Verkehrspolitiker der Grünen-Bundestagsfraktion Stephan Kühn und Matthias Gastel sprachen von einer Rolle rückwärts bei der Verkehrswende, da nun mehr Verkehr auf die Straße statt auf die Schiene gelenkt werde. „Mit der massiven Förderung des Erdgas-Lkw konterkariert die Große Koalition auch ihre hehren bahnpolitischen Ziele wie beispielsweise die Stärkung des Schienengüterverkehrs.“
Der verkehrspolitische Sprecher des Verkehrsclub Deutschland (VCD), Felix Müller-Görnert, sprach gegenüber energate von einem falschen Signal. Bei der Gesamtbetrachtung aller Emissionen stünden Erdgas-LKW sogar schlechter dar als Fahrzeuge mit Dieselantrieb. „Warum fördern wir also etwas, was aus Klimasicht keinen Vorteil hat?“, so Görnert. Sinnvoller sei es, elektrischen Antriebe auch im Schwerlastverkehr voranzubringen.
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