Der Schwerverkehr samt Luft- und Lärmbelastung nimmt zu, Unternehmer beklagen einen Mangel an Lkw-Fahrern. Laut AMS Tirol haben sich die Anfragen wegen Berufskraftfahrern seit 2008 fast verdoppelt.
Innsbruck – Immer mehr Lkw donnern über die Autobahnen, in Tirol werden regelmäßig Luftgrenzwerte überschritten. 1,25 Millionen Lkw rollten in den ersten sechs Monaten über den Brenner, um 142.505 oder 13 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Tirol reagiert bekanntlich auf die Lkw-Flut mit zeitweise Blockabfertigungen.
Weil der vergleichsweise immer noch günstige Lkw-Transport stark zunimmt, fehlt es den Unternehmen zunehmend an Lkw-Fahrern. „Die Lkw-Fahrer gehen aus, die Frachtkapazitäten werden dadurch massiv eingeschränkt“, schildert Thomas Leissing, Sprecher der Holzgruppe Egger in St. Johann in Tirol. Ein Grund sei laut Leissing, dass Fahrer aus Osteuropa in ihre Heimatländer zurückkehren würden, weil sich dort die Wirtschaft positiv entwickle. „Man muss den Beruf des Lkw-Fahrers wieder attraktiver machen“, fordert der Manager. Das Thema Lkw sei jedoch „ein populistisches Thema, um Politik zu machen“, beklagt er.
Beim AMS Tirol bestätigt man den Mehrbedarf. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der gemeldeten Stellen – Führerschein C aufwärts, also Lkw-Fahrer, Buskraftfahrer, etc. – von 515 (im Jahr 2008) auf 914 (2017) fast verdoppelt, schildert Tirols AMS-Chef Anton Kern. „In Tirol ist es schwieriger geworden, Personen zu finden, die in diesen Bereich einsteigen und die Ausbildung auch schaffen“, sagt Kern. Das AMS biete im Rahmen der „Implacement-Stiftung“ Ausbildungen zum Lkw-Fahrer und Buslenker an. Kern: „Manche Firmen bezahlen auch den Führerschein, kommen aber trotzdem nur schwer an Personal.“ Der Bedarf sei stark, die brummende Exportwirtschaft lässt auch den Lkw-Verkehr ansteigen.
Auch in Deutschland führt gute Konjunktur und eine weiter steigende Verkehrsnachfrage zu einer „Verknappung an Berufskraftfahrern in Deutschland“. Das geht aus einer Antwort des Verkehrsministeriums auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor, wie das Handelsblatt berichtete. Laut der deutschen Bundesagentur für Arbeit fehlen in Deutschland demnach rund 40.000 Berufskraftfahrer. Der Umsatz deutscher Unternehmen im Straßengüterverkehr sei im vergangenen Jahr um 3,9 Prozent zum Vorjahr und damit stärker als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre gestiegen, zitierte die Zeitung aus der Regierungsantwort. Laut Bundesregierung hätten die Umsätze im Straßengüterverkehr ohne Fachkräftemangel zum Teil höher ausfallen können. Man müsse „die vorhandenen und nach allen Prognosen zunehmenden Engpässe bei qualifizierten Menschen im Logistiksektor und insbesondere bei Lkw-Fahrern sehr ernst nehmen“, wurde der FDP-Abgeordnete Christian Jung zitiert.
Quelle dieses Artikels klick hier : Tiroler Tageszeitung