Bio-LNG-Anlage in Darchau macht aus Gülle Lkw-Treibstoff

Im Landkreis Lüneburg ist eine in dieser Form bundesweit einzigartige kompakte Biogas-Anlage in Betrieb gegangen. Aus Gülle und Mist wird klimaneutrales Flüssiggas für Lkw und Busse gewonnen.

Die Anlage in Darchau kann dem Betreiber zufolge aufs Jahr gerechnet 1,3 Millionen Liter Diesel ersetzen und so bis zu 7.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen. Allein Lkw verursachten bis zu 30 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes in Deutschland, so der Betreiber Ruhe Biogas Service. „Das ist eine hoffnungsgebende Technologie, eine faszinierende Sache“, sagte Altbundespräsident Christian Wulff beim offiziellen Produktionsstart am Dienstag. „Niedersachsen ist tatsächlich besonders führend bei erneuerbaren Energien, wir können stolz sein, Promoter zu sein“, so Wulff weiter.

Anlagen als Chance für Landwirte?

Die 500 Kilowatt-Anlage hat laut Ruhe Biogas Modellcharakter für viele landwirtschaftliche Betriebe. Für Bauern könne Biokraftstoff aus landwirtschaftlichen Reststoffen ein neues Geschäftsmodell sein. Derzeit würden in Deutschland viele kleine, dezentrale Bio-LNG-Anlagen gebraucht, um sich weiter unabhängig von russischem Gas zu machen.

Experten sehen Potenzial in Bio-LNG

Die in Darchau genutzt Technik ist noch relativ neu. Neben Ruhe Biogas planen auch Unternehmen wie Shell ähnliche Anlagen. Der Verband „Zukunft Gas“ sieht in Bio-LNG großes Potenzial. Der Umstieg bei Fahrzeugen von konventionellem Flüssiggas auf Bio-LNG sei technisch schnell umzusetzen. Allerdings kann der nur Teil der Lösung sein, sagt Friedrich Dinkelacker vom Institut für technische Verbrennung der Leibniz Universität Hannover. Ihm zufolge ist schlichtweg nicht ausreichend Biomasse vorhanden, um für alle Lkw Bio-LNG herzustellen.

Umweltbundesamt: Nutzen von LNG „sehr begrenzt“

Grundsätzlich infrage stellt dagegen das Bundesumweltamt den Sinn von mit Flüssiggas betriebenen Lastwagen. Laut einer vor zwei Jahren veröffentlichten Studie im Auftrag der Behörde sei der Beitrag zum Klimaschutz „sehr begrenzt“. Für die Untersuchung wurden demnach nicht nur die Kohlendioxid-Emissionen am Auspuff, sondern auch Emissionen durch die Kraftstoffherstellung – Gewinnung, Transport, Lagerung und Tankvorgänge – mit einbezogen. Zudem werde der Nutzen durch das Verwenden und Freisetzen wesentlich schädlicherer Klimagase wie Methan und Lachgas geschmälert.

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