Weyhe – 17 Hilfstransporte hat der Weyher Neurologe Dr. Hermann Munzel mit dem Verein Biker-Brummi-Hilfe bereits in den Balkan organisiert. „Der in diesem Jahr war einer der schwierigsten, den wir je gefahren sind“, bilanziert er. „Heftig“ und „krampfig“ sei es gewesen.
Der Transport im nächsten Jahr führt den Verein in eine andere Region, kündigt Munzel an. 19 Lkw-Züge und fünf Begleitfahrzeuge hatten sich jetzt auf die zweiwöchige Tour nach Tuzla und Gorazde (Bosnien), Prizren (Kosovo) und Ohrid (Mazedonien) gemacht.
Mit der Ausfahrt aus der EU musste der Konvoi seine gesamte Tour-Logistik und den Ablauf umorganisieren. Jedes Balkan-Land vollzog Munzel zufolge jedes Mal ein neues Verfahren zur Transit-Verzollung, was beispielsweise zur fünffachen Verplombung von Munzels eigenem Lkw führte.
Stundenlange schikanöse Kontrollen
Nicht einkalkulierte Umwege, weil zum Beispiel Serbien keine humanitären Hilfstransporte mit Spenden für den Kosovo und Mazedonien durch das Land erlaubt, Schwierigkeiten mit den Transitzeiten und teils neue, unerwartete Formal-Abläufe waren die wesentlichen Probleme, denen die Biker-Brummi-Hilfe ausgesetzt war.
Festgesetzte Brummis an der Grenze vom Kosovo nach Mazedonien sowie schikanöse stundenlange Kontrollen durch die Grenzer mit Beanstandungen harmloser Spendengüter, selbst von Kinderspielzeug, führten dazu, dass Munzel und sein Team höchste politische Drähte in Deutschland und Mazedonien zum Glühen bringen lassen mussten.
So eilte zum Beispiel der auch für den Kosovo zuständige deutsche Militärattaché aus der Botschaft aus Tirana in Albanien, Jochen Marts, herbei, um auf das mazedonische Gesundheitsministerium einzuwirken – laut Munzel der Ausgangsort der Behinderungen.
Wie ein gewerblicher Transport behandelt
Kurzum: „Wir wurden nicht wie humanitärer Transport behandelt, sondern wie ein gewerblicher.“ Für Hermann Munzel ist schleierhaft, wie nach dem vollmundigen Willen der EU bis 2025 alle sechs Balkan-Länder Mitglieder des Staatenbundes werden können.
Es habe auch kaum Zeit für Gemeinsames, wenige Kontakte zu den den Konvoi begleitenden Motorradfahrern oder den Menschen vor Ort gegeben. „Was allerdings sehr beeindruckend war: Wir fuhren in Bosnien, Montenegro und dem Kosovo teils sehr kleine Straßen in den Bergen, das war wunderschön, manchmal auch abenteuerlich.“
Am Ende hätten die Helfer den Transport komplett und korrekt abgewickelt, nur eine Motorradfahrerin sei gestürzt, aber inzwischen wieder genesen. Doch aufgrund der „zunehmend protektionistischen Haltung der Länder gegeneinander mit den Konsequenzen einer erheblichen Erschwerung für grenzüberschreitenden Verkehr werden wir in näherer Zeit keine Transporte mehr in den südlichen Balkan fahren können – der Aufwand und die Risiken sind viel zu groß“. Stattdessen geht es im kommenden Jahr voraussichtlich nach Serbien und Rumänien.
Kultur der Gemeinschaft behindert
„Dieser Alltags-Protektionismus behindert die Kultur der Gemeinschaft, stattdessen sollten die Bürger wieder Erfahrungen sammeln und lernen, was gegenseitige Hilfe bedeutet, wie Solidarität entsteht, was eine Zivilgesellschaft ausmacht, wie Freiwilligkeit und Selbstverantwortlichkeit als Triebfedern Raum zur Entstehung bekommen und wichtig werden.“
„Wir persönlich hatten nicht viel von dem Transport, erlebten aber dennoch viele sehr freundliche und gute Menschen.“ Und die meisten Beteiligten hätten gleich nach der Rückkehr nach Deutschland gefragt, ob sie beim nächsten Mal wieder dabei sein könnten.