Göttingen. Ein wichtiger Transformator wurde von Hardegsen nach Göttingen gebracht. Der Transport verlief ohne Probleme, war aber dennoch ein Abenteuer.
80 Meter lang, 36 Achsen und fast 500 Tonnen schwer: Diese Maße gehören zu einem Schwertransport, der am Sonntag vom Umspannwerk Hardegsen zum Umspannwerk Göttingen-Süd gefahren ist. Dafür mussten auch je zwei Fahrspuren der A7 gesperrt werden. Transportiert wurde ein 185 Tonnen schwerer Netzkuppeltransformator, der im Bedarfsfall die 220-Kilovolt-Höchstspannungsebene des TenneT-Netzes mit der 110-kV-Hochspannungsebene der Avacon verbindet. „Der Trafo übernimmt zunächst eine Reserveaufgabe, falls andere Transformatoren ungeplant ausfallen sollten“, erklärt Markus Lieberknecht, Pressesprecher von TenneT. „Die Reservefunktion beschränkt sich jedoch nicht nur auf Göttingen. Als sogenannter Wandertransformator, der im Jahr 1976 gebaut wurde, war das Gerät stets dafür ausgelegt, schnell und vergleichsweise einfach für Transporte zwischen Umspannwerken gerüstet zu sein.“
Ursprünglich war der Wandertransformator im Umspannwerk Frankfurt Süd-West beheimatet und fand von dort seinen Weg nach Hardegsen, wo er in den vergangenen Jahrzehnten die Stromversorgung der Region sicherte. Mit einer Leistung von 200 Megavoltampere kann der Trafo rein rechnerisch die Strommengen für rund 250.000 Durchschnittshaushalte in die Region bringen und, wenn nötig, auch überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energiequellen in die entgegengesetzte Richtung transportieren.
Gespann: Zug- und Schubmaschine
Der Transport selbst verlief ohne große Probleme. Nach dem Start in Hardegsen ging es über die B446 bis zur Autobahnauffahrt Nörten-Hardenberg und dann auf der A7 Richtung Süden. Kurz vor der Anschlussstelle Göttingen musste auf die Gegenfahrbahn rangiert werden, weil die Brücke über die B3 für das Gewicht nicht ausgelegt ist. Dafür wurde die Mittelleitplanke demontiert.
Der Transport hat die Autobahn an der Abfahrt Holtensen verlassen. Einige Verkehrsschilder mussten demontiert werden, damit der Trafo um die Kurven kommt. Eine Zug- und eine Schubmaschine komplettierten das Gespann. Weiter ging es problemlos über die Westumgehung bis ins Gemeindegebiet von Rosdorf. Kurz hinter der Justizvollzugsanstalt musste noch einmal in einen Feldweg abgebogen werden, dann hatte der Schwertransport nach knapp sechs Stunden sein Ziel erreicht. Die Kosten lagen im unteren sechsstelligen Bereich.
Aktuell errichtet der Stromnetzbetreiber TenneT in Südniedersachsen und Nordhessen die mit rund 230 Kilometern längste deutsche Höchstspannungs-Drehstromleitung zwischen den Umspannwerken Wahle im Landkreis Peine und Mecklar im nordhessischen Ludwigsau. Nach Fertigstellung der neuen 380-Kilovolt-Leitung wird auch ein rund 140 Kilometer langes Teilstück der bestehenden und historisch wichtigen 220-kV-Leitung, die ursprünglich vom Umspannwerk Lehrte bis zum Umspannwerk Borken in Hessen führte, zurückgebaut. Bis dahin hat diese Leitung weiter eine wichtige Versorgungsfunktion für Südniedersachsen und Nordhessen und muss auf gleichbleibend hohem Niveau betrieben werden. Hierfür erhält das Umspannwerk Göttingen-Süd den Wandertransformator, der in Göttingen zukünftig als Reserve bereitstehen wird.