Aral pulse hat einen Ladekorridor für E-Lkw über 600 Kilometer des Rhein-Alpen-Korridors eröffnet. Die stark befahrene Logistikroute verbindet unter anderem die Großräume Rhein-Neckar und Rhein-Main mit der Metropolregion Rhein-Ruhr. Der Ausbau des Ladekorridors ist aber noch nicht abgeschlossen.
Zur Eröffnung umfasst der Ladekorridor an die Maße von Lkw angepasste 300 kW-Stationen an den Aral-Autohöfen in Schwegenheim, Bensheim, Rüsselsheim, Rheinböllen, Düsseldorf und Dortmund. In den kommenden Monaten sollen Ladestationen in Bad Honnef an der A3 und in Köln den Ladekorridor vervollständigen.
Wie Aral auf Nachfrage von electrive.net erklärt, sind pro Standort zwei Ladestationen mit jeweils zwei Ladepunkten baulich so ausgelegt, dass auch schwere Nutzfahrzeuge diese gut anfahren können. Diese vier Ladepunkte sind aber nicht für Lkw reserviert, sondern Teil des Ladeangebots an den genannten Autohöfen. Es handelt sich um CCS-Ladesäulen, die auch von E-Autos genutzt werden können.
Die Eröffnungs-Zeremonie für den E-Lkw-Korridor fand am Aral-Autohof im hessischen Bensheim statt, der an der B47 in unmittelbarer Nähe der Bensheimer Autobahn-Ausfahrt der A5 liegt. An dem Standort befinden sich bereits länger Aral-pulse-Ladestationen für Elektroautos, gegenüber auf dem Parkplatz der McDonald’s-Filiale betreibt zudem Ewe Go eigene HPC-Säulen. Anders als die neuen Lkw-Ladeplätze sind diese aber nicht mit schweren Nutzfahrzeugen zu erreichen.
BMDV will initiales E-Lkw-Ladenetz ausschreiben
Dass eine solche Ladeinfrastruktur für den Einsatz von Elektro-Lkw im anspruchsvollen Logistik-Geschäft entscheidend ist, betont Alexander Junge, im Aral-Vorstand für die E-Mobilität zuständig. „Die Diskussion rund um die E- Mobilität fokussiert sich aktuell sehr stark auf den Pkw-Bereich. Aber auch der Mittel- und Schwerlastverkehr steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Das zeigen insbesondere die Ankündigungen der Hersteller“, so Junge. „Unsere Strategie ist darauf ausgelegt, diese Nachfrage mit einem entsprechenden Angebot zu bedienen. Der erste europäische Ladekorridor ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg, denn damit ermöglichen wir das Aufladen von E- Lkw, die derzeit meist in ihr Heimat-Depot zum Laden zurückkehren müssen.“
In Bensheim war auch Johannes Pallasch, Sprecher des Leitungsteams der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, vor Ort. „Um die CO2-Emissionen auch im Straßengüterverkehr deutlich zu reduzieren, werden E- Lkw im Regionalverkehr sowie im Fernverkehr eine zentrale Rolle spielen. Mit der heutigen Eröffnung geht Aral dabei einen wichtigen Schritt“, wird Pallasch in der Aral-Mitteilung zitiert. „Der Umstieg auf Elektromobilität kann wie beim Pkw nur mit einer verlässlichen und bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur gelingen. Und wir machen Tempo, denn die Potenziale für den Klimaschutz sind riesig und die schweren Batterie-elektrischen Lkw kommen jetzt auf die Straße.“ Er verweist auch auf die kommende Ausschreibung für ein deutschlandweites initiales Lkw-Ladenetz entlang der Fernverkehrsachsen, welches „die Initiativen der Unternehmen ergänzt“.
Noch handelt es sich an den Aral-Autohöfen wie erwähnt um CCS-Ladesäulen. In der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpause von 45 Minuten können die aktuellen E-Lkw eine Reichweite von etwa 200 Kilometern nachladen. Eine für den schweren Fernverkehr taugliche Lösung, bei der Strom für die nächsten 400 Kilometer in 45 Minuten nachgeladen werden muss, wird erst der kommende MCS-Standard für das sogenannte Megawatt-Laden bieten.
Aral verweist in der Mitteilung auch direkt auf den Partner Daimler Truck, der bereits mit dem Mercedes eActros einen schweren Lkw für den Verteilverkehr anbietet. Der eActros LongHaul für den Fernverkehr hatte noch als Prototyp auf der IAA Transportation seine Premiere und soll bis 2024 serienreif sein – allerdings mit MCS-Lademöglichkeit. Interessant ist in dem Zusammenhang mit Daimler Truck die Ladestation am Autohof im südpfälzischen Schwegenheim an der B9, die bereits seit Juli 2022 in Betrieb ist: Die Bundesstraße ist direkt an das Daimler-Truck-Werk in Wörth angebunden, wo nicht nur der eActros gebaut wird, sondern bis 2026 wie berichtet auch der gesamte Lieferverkehr per E-Lkw erfolgen soll.