Die Noerpel-Gruppe testet am Standort Heidenheim einen wasserstoffbetriebenen 18-Tonner im Praxisbetrieb und hat nun ein erstes Fazit gezogen.
Das Zwischenfazit in puncto Leistung und Fahreigenschaften, falle positiv aus, so der Logistikdienstleister. Am 25. Juli 2024 startete Noerpel am Standort man die Testphase mit einem Wasserstoff-Lkw. Dieser wurde dafür von Hylane im „Pay-per-use“-Modell angemietet. „Unser Standort ist für den Test ideal, weil im benachbarten Giengen kürzlich eine Wasserstoff-Tankstelle eröffnet wurde“, erklärte Alexa Toberer, Niederlassungsleiterin am Standort Heidenheim. „Damit haben wir die notwendige Infrastruktur direkt vor unserer Haustür.“
Zwei Fahrer von Noerpel sind mit dem Wasserstoff-Lkw im Nah- und Regionalverkehr rund um Heidenheim unterwegs. Im Schnitt legt das Fahrzeug laut der Noerpel-Gruppe 140 Kilometer pro Tag im Verteiler- und Abholverkehr mit rund 19 Stopps zurück. Der Tankvorgang dauert circa 30 Minuten. Mit einer Tankfüllung liege die maximale Reichweite des 18-Tonners bei rund 400 Kilometern. Der H2-Lkw bringt mit 12,77 Tonnen jedoch ein hohes Leergewicht auf die Waage. Bei einer durchschnittlichen Nutzlast von 6,3 Tonnen im Verteilerverkehr ergab der Praxistest bei Noerpel eine ungefähre Reichweite von rund 320 Kilometern – allerdings war täglich eine Steigung von 5,4 Prozent auf einer Strecke von 1,4 Kilometern zu bewältigen.
Wasserstoff-Lkw hat sich bewährt
„Was Reichweite und Leistung betrifft, hat sich das Fahrzeug nach unseren Erfahrungen absolut bewährt“, sagte Alexa Toberer. „Allerdings sind die Anschaffungskosten für einen Wasserstoff-Lkw sehr hoch und auch die Kraftstoffkosten pro Kilometer liegen bei grünem Wasserstoff deutlich über dem Diesel, so dass sich der Betrieb zurzeit noch nicht wirtschaftlich abbilden lässt.“
Die Noerpel-Testfahrer sind mit den Fahreigenschaften des Wasserstoff-Lkws zufrieden: „Durch den niedrigen Schwerpunkt des Fahrzeugs ist der Fahrkomfort sehr gut“, sagte Alexa Toberer. „Und Kundinnen und Kunden zeigen sich bei der Anlieferung sehr interessiert und sind begeistert, dass der H2-Lkw keine oder nur sehr geringe Motorengeräusche erzeugt.“
Wichtig für den Praxisbetrieb sei, dass ein H2-Lkw aus Sicherheitsgründen nicht mit kennzeichnungspflichtigem Gefahrgut beladen werden darf. Dies mache die Organisation der Transportprozesse deutlich aufwändiger, erklärte Noerpel.
Noerpel strebt einen Antriebsmix an
Auch wenn die Testphase mit dem Wasserstoff-Lkw noch nicht abgeschlossen ist, hat der Probebetrieb für die Noerpel-Gruppe wichtige Erkenntnisse geliefert: „Aus Prozesssicht sind wir mit dem Wasserstoffantrieb durchaus zufrieden – im Hinblick auf Kosten und Infrastruktur ist für den Alltagsbetrieb noch viel zu tun“, sagte Viktoria Wessel, Bereichsleiterin Nachhaltigkeit. „Bis sich diese Antriebstechnik flächendeckend, insbesondere im Fernverkehr, einsetzen lässt, müssen entsprechende Fahrzeuge am Markt verfügbar sein, öffentliche Wasserstoffinfrastruktur geschaffen und Kosten gesenkt werden.“
Man wolle technologieoffen bleiben, betont das Unternehmen, daher laufen bei Noerpel bereits die letzten Vorbereitungen für einen Test mit einem batterieelektrischen Lkw in Heidenheim. „Welche Antriebstechnologie am besten geeignet ist, hängt von vielen Faktoren ab – der vorhandenen Infrastruktur und der Strecke, der Art der Beladung und natürlich den Transportkosten“, sagt Judith Noerpel-Schneider, Vorständin. „Deshalb streben wir für unseren Fuhrpark standortabhängig einen Mix alternativer Antriebe an, um unseren CO2-Fußabdruck nachhaltig zu senken und unser Ziel ‚klimaneutral bis 2050‘ umzusetzen.“