Alte Blitzer auf A3 am Elzer Berg sind weg – doch die neuen haben es in sich

Die beiden Brücken mit Radaranlagen sind weg, doch am Elzer Berg wird weiter „geblitzt“. In drei Tagen hat das derzeit am Fahrbahnrand der A3 postierte Gerät 3700 Tempoverstöße erfasst. 

Da kommt das Geld für die geplante neue Brücke schnell zusammen: 160.000 Euro. Das ist die höchste Summe, die einen Autofahrer die Raserei am Elzer Berg gekostet hat. Marco Russ, Fußballprofi von Eintracht Frankfurt, musste im Januar 2015 so viel zahlen. 

Freilich nicht, weil er mit einem Superrennwagen einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt hätte, sondern weil er vom Limburger Amtsgericht einen Strafbefehl für eine falsche eidesstattliche Versicherung bekommen hatte. Für zu schnelles Fahren auf der A3 sollte Russ „nur“ 250 Euro hinblättern. Die Entscheidung, das Bußgeld nicht zu akzeptieren und der deshalb angesetzten Gerichtsverhandlung dank eines falschen ärztlichen Attests fernzubleiben, kam den Kicker teuer zu stehen.

A3 am Elzer Berg: Marco Russ musste 160.000 Euro 

Die Radaranlagen am Elzer Berg, an einer Gefällstrecke auf der A3 kurz vor Limburg, haben Millionen Fahrzeuge „geblitzt“; unter den Fahrern noch prominentere Leute als Russ. Die Liste der bekannt gewordenen Temposünder führt Belgiens Ex-König Albert II an, gefolgt von Fußballstar Günter Netzer, Sänger Campino von den „Toten Hosen“ und Schauspieler Raimund Harmstorf. Die Süddeutsche Zeitung berichtete am Samstag in einem anderen Zusammenhang, dass ein Portal im Internet den Elzer Berg als den bekanntesten Berg Deutschlands nach der Zugspitze bezeichnet.

Eigentlich erstaunlich, denn die beiden gewaltigen Brücken mit den Tempo-100-Hinweisen waren nicht zu übersehen. Und (fast) jeder wusste, dass hinter den Glasscheiben Radargeräte steckten. Jetzt sind sie weg.

Blitzer auf der A3: Enorm viele Verstöße

Hessen Mobil hat die gut 20 Jahre alten Anlagen in der Nacht zum vergangenen Freitag in Abstimmung mit dem Polizeipräsidium Westhessen abgebaut. Aus Sicherheitsgründen. „Im Rahmen der regelmäßigen Bauwerksprüfung aller Bauwerke wurde festgestellt, dass die beiden Schilderbrücken im Zuge der A 3 am Elzer Berg nicht mehr dauerhaft standsicher sind. Eine Sanierung war nicht möglich“, teilte Bettina Amedick von Hessen Mobil auf Anfrage mit. Das Abmontieren habe 25.000 Euro gekostet.

Diese Maßnahme war unüblicherweise nicht angekündigt worden – und hat viele der täglich fast 50 000 Auto-, Lkw- und Busfahrer überrascht. Zunächst positiv, dann negativ. . . Denn „geblitzt“ wird weiter an dieser Stelle.

A3 am Elzer Berg ist Raserstrecke

Die Polizei hat am Fahrbahnrand, in Höhe des Standorts der ersten Brücke, einen sogenannten „Enforcement Trailer“ aufgestellt. Das ist ein bewegliches Gerät zur Geschwindigkeitsüberwachung in der Form eines Anhängers. Von Freitagmorgen bis Montagmorgen hat die Anlage 3700 Verstöße erfasst. Diese Zahl nannte gestern Markus Hoffmann, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Westhessen, auf Anfrage dieser Zeitung.

Bei einem durchschnittlichen Bußgeld zwischen 50 und 80 Euro kommt der Betrag für eine neue Anlage schnell zusammen. „Das Ausschreibungsverfahren läuft“, berichtet Hoffmann. Die Kosten sind deshalb noch offen. Fest steht nach seinen Angaben aber bereits, dass es am Elzer Berg nur noch eine Brücke mit einer Geschwindigkeitsmessanlage geben wird. Sie soll etwas filigraner als die alten und lediglich zur Bedienung der Technik und zur Wartung begehbar sein, aber keinen Arbeitsplatz bieten.

Dabei passieren regelmäßig schwere Unfälle auf der Strecke. Nach einem Unfall auf der A3 Richtung Köln muss die Autobahn für knapp zwei Stunden voll gesperrt werden.

Technik des Blitzers auf der A3 soll moderner werden

Möglich sein soll auch der Einbau einer Abstandsmessanlage und eines automatischen Kennzeichenlesegeräts (AKLS). Ob diese beiden Module installiert werden, steht laut Hoffmann jedoch noch nicht fest. Der Abstand ist bislang nicht gemessen worden, ein AKLS gab es früher. Damit war auch der notorische Verkehrssünder, der später als „Geisterfahrer“ auf der B 49 bei Limburg einen tödlichen Unfall verursacht hat, überführt worden. Das politisch und juristisch umstrittene Gerät war aufgrund eines Erlasses zuletzt nicht mehr in Betrieb.

„Bis die neue Brücke steht, bleibt der Enforcement Trailer dauerhaft an diesem Platz“, so Hoffmann.

Wie viele Fahrzeuge in den vergangenen Jahren am Elzer Berg geblitzt worden sind und wie viel Geld dadurch in die Staatskasse geflossen ist, kann nicht beziffert werden. „Das zuständige Regierungspräsidium in Kassel hat aufgrund der Vielzahl der Verstöße seit mehreren Jahren keine Statistik mehr geführt“, erläutert der Polizeisprecher. Früher summierten die Bußgelder sich jährlich auf eine siebenstellige Summe.

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