A-4-Parkplätze hinter Gittern

Wegen der Gefahr durch die Afrikanische Schweinepest wird der Freistaat zum Zaunbauer – gerade an der Autobahn Ost.

Das Virus ist zäh. Bis zu 299 Tage hält es sich auf einem Parmaschinkenbrot. So hat es das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Friedrich Löffler, auf der Insel Riems herausgefunden. Achtlos als Esssensrest an der Autobahn weggeworfen, von Wildschweinen gefressen – und schon ist die Afrikanische Schweinepest per italienischer Spezialität eingeschleppt.

Parmaschinken, für Karol Nowak kein Thema. Der junge Mann aus Polen hat gerade seinen Brummi auf dem Rastplatz Neiße bei Ludwigsdorf abgestellt und öffnet seine Schnittenbüchse. „Da ist nur Hausgemachtes drauf“, sagt er lachend und zeigt auf seine belegten Brote. Die Schwiegereltern schlachten noch selbst, erzählt der 35-Jährige aus Ostpolen. Ja, er kennt das Thema Schweinepest. „Wenn ich durch Deutschland fahre, sehe ich doch überall die Plakate“, sagt er.

Bereits seit 2014 läuft zur Afrikanischen Schweinepest eine öffentliche Aufklärungskampagne in Sachsen. „Wir werden jährlich vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit Plakaten beliefert, die wir auf allen Autobahnparkplätzen anbringen, um somit die Bevölkerung zu sensibilisieren“, schildert Isabel Siebert, Sprecherin des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). Das Plakat zeigt einen Text in deutscher, polnischer, tschechischer, rumänischer, russischer und englischer Sprache. Unter anderem heißt es darauf: „Lebensmittel können diese für den Menschen ungefährliche Krankheit übertragen. Bitte werfen Sie daher Speisereste nur in verschlossene Müllbehälter!“ Für Menschen ungefährlich, aber für Hausschweine tödlich – und damit eine Existenzbedrohung für die Schweinehalter.

Ende vergangenen Jahres wurde vom Bundesverkehrsministerium festgelegt, dass die Einzäunung von Autobahnen und das verstärkte Aufstellen und regelmäßige Entleeren von Müllbehältern durch die Autobahnmeistereien zu verstärken ist. „Diese Maßnahmen wurden und werden selbstverständlich von uns umgesetzt“, so Isabel Siebert.

Die Parkplätze und Rastanlagen im Bereich A 4 Ost seien demnach bis auf den Bereich von den zwangsläufig offenbleibenden Zufahrten bereits eingezäunt. „Mindestens einmal täglich wird auf allen Parkplätzen der Abfall eingesammelt und es werden auch täglich die Abfallbehälter geleert“, sagt die Lasuv-Sprecherin. Die Müllbehälter seien zudem so befestigt, dass sie durch Vandalismus oder auch von Wildschweinen nicht umgestoßen werden können, und sie haben Deckel, schildert sie. Der Landkreis Görlitz hatte im vergangenen Herbst auf die Bedrohung durch den Schweine-Virus reagiert. Der Kreistag beschloss damals eine Abschussprämie für Wildschweine. Die Jäger bekommen seither fünf Euro pro Wildschwein ab 20 Kilo und zehn Euro pro Frischling. Das Ganze soll ein wirtschaftlicher Anreiz sein. Denn die Jäger müssen jedes erlegte Tier im Veterinäramt auf Trichinen untersuchen lassen. Pro Wildschweinprobe kostet das neun Euro, egal ob Frischling oder Keiler. Ob der Beschluss des Kreistages nun tatsächlich zu einem verstärkten Abschuss geführt hat, kann man im Landratsamt Görlitz noch nicht sagen. „Die Auszahlung dieser Prämie erfolgt vierteljährlich“, so Julia Bar, Sprecherin des Landkreises. Zahlen liegen noch nicht vor. Derzeit werde am Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt an der Quartalsauswertung gearbeitet. Fest steht: Das Schwarzwild hat sich in der Oberlausitz stark vermehrt. Der Kreis Görlitz gilt bundesweit als einer mit der höchsten Dichte an Wildschweinen. Im Schnitt wurden bisher 4 300 Tiere pro Jagdjahr im Kreis erlegt.

Der Görlitzer Tierparkchef macht sich derweil andere Sorgen: Die Ferkel dürfen nicht mehr raus. „Das freie Herumlaufen hat sich jetzt erst einmal für sie erledigt“, sagt Sven Hammer. Seit etwa zwei Wochen müssen die Ferkel drin bleiben.

Der polnische Fernfahrer Karol Nowak hat inzwischen seine Pause beendet. Von Wegwerfen hält er nichts. „Ich esse, bis ich satt bin. Dann geht es weiter“, sagt er. Frankreich ist sein Ziel. Vielleicht, so überlegt er, macht er ja zwischendurch noch einen kleinen Stopp. „Wenn was übrig ist, dann kommt es natürlich in die Mülltonne“, verspricht Karol Nowak. Dann gibt er Gas. Die Autobahn wartet schon.

Quelle dieses Artikels klick hier : Sächsische Zeitung