Logistikbranche: In Deutschland droht Ausfall von 104.000 ukrainischen Lkw-Fahrern

Wenn die ukrainischen Fernfahrer, die für deutsche Handelsketten und Produzenten unterwegs sind, ihre Einberufungsbefehle bekommen, wird sich der schon bestehende Fahrermangel in Deutschland verschärfen. Das befürchtet der Spitzenverband des Transportlogistikgewerbes in Deutschland. Nach seinen Angaben geht es um über 100.000 Fahrer aus dem von Russland überfallenen Land.

Die Logistikbranche befürchtet Lieferengpässe. Zirka sieben Prozent des Transportvolumens in Deutschland ist durch den russischen Angriff auf die Ukraine akut gefährdet. Das sagte Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), dem MDR-Magazin „Umschau“. Der BGL ist der Spitzenverband des Transportlogistikgewerbes in Deutschland. Im Moment hielten die Transportketten noch. Engelhardt rechnet jedoch damit, dass viele der rund 104.000 ukrainischen Fahrer, die bei polnischen und litauischen Speditionsunternehmen beschäftigt seien, jetzt einen Einberufungsbescheid bekämen.

Ukrainekrieg verschärft Personalsituation

Nach Auskunft von Engelhardt wird der Ausfall der ukrainischen Fahrer die bereits angespannte Situation auf dem deutschen Personalmarkt noch einmal deutlich verschärfen.

Nach BGL-Angaben fehlen in Deutschland derzeit 80.000 Lkw-Fahrer. Diese Zahl erhöhe sich jedes Jahr um 15.000. In der Regel gingen 30.000 Mitarbeitende in Ruhestand, aber nur 15.000 neue kämen hinzu. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung Bildrechte: BGL / Piotr Banczerowski

Branchenverband: Fahrerberuf muss attraktiver werden

Aus Sicht des Logistikverbandes gibt es im Wesentlichen drei Gründe für den Fahrermangel: die mangelnde Bezahlung, das schlechte bzw. fehlende Image des Berufsstandes sowie schlechte Arbeitsbedingungen, wie fehlende Parkplätze und die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Nur, wenn wir alle drei Punkte zeitgleich, engagiert und unbürokratisch verbessern, ist unser privater Konsum auch in Zukunft sichergestellt“, so Engelhardt.

Quelle: MDR UMSCHAU