Druck auf Lkw-Bordwände überschreitet Grenzwerte – Forschungsprojekt gestartet

Die Regeln für die Stabilität von Lkw-Seitenwänden sind laut Forschenden der Fachhochschule Dortmund womöglich unzureichend. Gerade bei wechselnden Straßenoberflächen und witterungsbedingten Fahrbahn-Beschaffenheiten könne der Ladungsdruck auf die Bordwände der Lkw und ihrer Anhänger deutlich über den geltenden Maximalwerten liegen, zeigen erste Analysen. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWI) fördert nun ein Forschungsprojekt, um die Vorgaben für Fahrzeugaufbauten zu überprüfen. Die FH Dortmund und ihre Partner leisten damit einen Beitrag für mehr Sicherheit auf den Straßen.

Hält der sogenannte Fahrzeugaufbau den Belastungen nicht stand, so kann dies zu Unfällen durch herabfallende Ladung und Fahrzeugteile führen bis hin zum Umkippen des Lkw. Eine akute Gefahr für alle Verkehrsteilnehmenden. Damit das nicht passiert, gibt es Richtlinien und Normen, wie viel Druck die Konstruktion der Gespanne aushalten muss. Doch diese sind womöglich nicht mehr ausreichend. Moderne Lkw verfügen über höhere Zug- und Bremskräfte, was den Anhängern mehr abfordert. „Wir haben konkrete Anzeichen, dass bei Unebenheiten und wechselnden Fahrbahngriffigkeiten die Drucklast auf die Aufbauten erheblich höher sind als aktuell erlaubt“, sagt Prof. Dr. Vinod Rajamani vom Fachbereich Maschinenbau der FH Dortmund.

Gemeinsam mit den Projektpartnern – dem Forschungszentrum F&T LaSiSe in Selm, der LOG4-Consult GmbH aus Lünen und Ewers Karosserie- und Fahrzeugbau aus Meschede – startete nun ein Forschungsprojekt, um nötige Anpassungen wissenschaftlich zu begründen und in bestehende Regeln und Normen einfließen zu lassen. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Verbundprojekt „Cargo Sec“ mit mehr als einer Viertelmillion Euro.

Nicht nur bei Unebenheiten, sondern vor allem beim Wechsel von glattem Fahrbahnuntergrund zu griffigem haben die Forschenden der FH Dortmund Belastungsspitzen bei ausbrechenden Fahrzeugen gemessen. „Das kann etwa in Kreisverkehren, in bergigen Regionen, aber auch bei einem Spurwechsel auf der Autobahn auftreten“, erklärt Prof. Rajamani. Dabei würden Kräfte freigesetzt, die die Lkw-Aufbauten beschädigen und zu Ladungsverlusten führen können – mitunter ohne dass die Fahrer dies bemerken. Denn anders als die Zugmaschinen mit ihrer Vielzahl an Assistenzsystemen fehle den Anhängern entsprechende Sensorik. Prof. Rajamani betreut das Projekt gemeinsam mit Alexander Lampkowski, Maschinenbau-Masterstudent und wissenschaftlicher Mitarbeiter der FH Dortmund.

Mit dem Projektstart können die Wissenschaftler*innen nun konkrete Fahrszenarien konstruieren, simulieren und anschließend im Forschungszentrum F&T LaSiSe überprüfen. Sie sind überzeugt, dass die Voruntersuchungen bestätigt werden. „Ziel ist es, unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse den Verantwortlichen für Regeln und Normen zur Verfügung zu stellen und an möglichen Vorgabenänderungen mitzuarbeiten“, sagt Prof. Rajamani. „Diese im Projekt gewonnenen Daten sollen zugleich auch als Grundlage für künftige Assistenzsystem dienen, einen Beitrag zur Sicherheit beim autonomen Fahren leisten und für die Ladungssicherung weitereichende Grundlagen bieten“, betont Ralf Damberg, Geschäftsführer des Projektpartners LOG4-Consult.

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