Zwei Drittel der LKW- und Busfahrer sitzen regelmäßig übermüdet am Steuer, das ist das Ergebnis einer europaweiten Studie. Jeder Dritte LKW-Fahrer ist sogar am Steuer einmal eingeschlafen.
Ein Autohof im Düsseldorfer Süden. LKW aus halb Europa stehen auf dem weitläufigen Gelände in einem großen Gewerbegebiet. Wer hier parkt, braucht eine Mittagspause, muss tanken oder auf seinen Liefertermin warten.
Ein LKW-Fahrer aus Duisburg hat gerade eine Fabrik mit Chemikalien beliefert. Er ist jeden Tag von frühmorgens bis spätabends auf den NRW-Autobahnen unterwegs. „Das ist nicht so wie früher, dass man acht Stunden oder zehn Stunden gearbeitet hat“, erzählt er. „Heute haben wir mehr Schichtzeit, manchmal 13 bis 15 Stunden, und wenn man nach Hause kommt, schläft man sechs Stunden und das ist zu wenig.“
Übermüdete LKW-Fahrer auf den Autobahnen von NRW sind eine direkte Folge des Preiskampfes auf dem Markt für LKW-Transporte. Damit die Waren und Rohstoffe möglichst günstig in den Regalen des Einzelhandels oder in den Fabriken ankommen, setzen die Unternehmen auf Fahrer und Speditionen aus Ländern mit niedrigem Lohnniveau.
Ein Drittel der LKW-Fahrer hatte Sekundenschlaf
Der Studie der europäischen Vereinigung der Transportarbeiter zufolge sind zwei Drittel aller LKW- und Busfahrer regelmäßig übermüdet, ein Drittel aller Trucker gab in der europaweiten Umfrage sogar an, dass sie innerhalb der vergangenen zwölf Monate mindestens einmal für wenige Sekunden am Steuer eingeschlafen seien.
Insbesondere sind davon Fahrer betroffen, die aus Osteuropa oder aus Ländern wie Kasachstan oder von den Philippinen stammen. Sie stehen unter hohem Druck ihrer Arbeitgeber. Aus Angst, ihren Job zu verlieren, fordern sie ihre Rechte auf Pausenzeiten nicht ein und arbeiten deutlich länger als erlaubt.
Kontrollen sind zu lasch
Kontrollen gebe es zwar, aber zu selten, sagen Branchenkenner. Und oft greifen sie nicht. Die europäische Vereinigung der Transportarbeiter fordert darum nicht nur strengere Kontrollen, sondern auch empfindlichere Strafen.
„Wir fordern, dass Spediteure, die ihre LKW-Fahrer dazu zwingen, Lenkzeiten zu überschreiten, letztendlich auch nicht mehr in diesem Bereich arbeiten dürfen“, sagt Stefan Thyroke von der Gewerkschaft Verdi.
Arbeitstage von 13 Stunden keine Seltenheit
Aber selbst wenn die Lenkzeiten von im Schnitt maximal acht Stunden pro Tag eingehalten werden, haben LKW-Fahrer oft sehr lange Arbeitstage.
Das liegt daran, dass zwischen Schichtzeiten und Lenkzeiten unterschieden wird. Heißt: Auch wenn der Fahrtenschreiber die Einhaltung der gesetzlich erlaubten Lenkzeit nachweist, kommen noch einige Stunden hinzu, in denen andere Arbeiten erledigt werden müssen: Das Fahrzeug beladen beispielsweise oder Transportpapiere vorbereiten.
Auch hier, so die Forderung der Transportvereinigung, soll es klare Regeln geben, die die Rechte der Fahrer stärken, sodass diese ihre Ruhezeiten einhalten können.