Menschen wie Eberhard Lenz sind systemrelevant. Der Plauener Rentner ist Berufskraftfahrer und seit zwölf Jahren mit einem Kühl-Lkw für die Plauener Tafel unterwegs. Nun wurde er mit dem Titel „Ritter der Tafelrunde geehrt“.
Plauen Eigentlich ist Eberhard Lenz Rentner. 66 Jahre jung. Da fängt bekanntlich das Leben an, wie einst Udo Jürgens sang und damit meinte, viel Freizeit und Freude auszuleben. Beides hat und genießt Eberhard Lenz hat reichlich – doch tatsächlich ist er auch immer noch und gerade in diesen Wochen und Monaten arbeitsmäßig auf Achse: Der agile Senior fährt einen der Kühllastwagen der Plauener Tafel, Woche für Woche, fünf Tage lang, und unterstützt Hilfsbedürftige.
Was er tut, geschieht aus Überzeugung, er fährt leidenschaftlich gern Lkw und er ist gern für Menschen da. „Es wird gebraucht“, sagt Lenz, der um sein Engagement keine großen Worte macht.
Die Plauener Tafel versorgt in der Stadt und im Vogtland zahlreiche bedürftige Menschen mit Lebensmitteln. Eberhard Lenz ist einer, der die Lebensmittel erst einsammelt und dann wieder verteilt. „Ich fahre zunächst Bäckereien und anschließend Supermärkte an, die uns Lebensmittel geben. Dann kommt alles nach Plauen in die Zentrale der Schlossstraße. Dort wird alles sortiert, zum Teil für die Suppenküche verwendet und in Kisten gegeben. Die fahre ich dann aus in die einzelnen Tafelstationen von Oelsnitz, Rodewisch bis Auerbach.“
Früh um sieben Uhr rum geht es los, dann steigt er mit einem Beifahrer ins Fahrzeug, die Tour beginnt. Das gesamte Vogtland ist sein Revier, wie er freundlich erklärt. „So gegen 14 Uhr ist dann Feierabend.“ Das Fahrzeug kommt auf den Parkplatz, Eberhard Lenz schaut wieder mal zufrieden aus.
Dass der gelernte Kraftfahrer mittlerweile zwölf Jahre Mitstreiter der Tafel ist und gerade zum „Ritter der Tafelrunde“ gekürt wurde – eine spezielle Ehrung der Arbeitsloseninitiative Sachsen – , resultiert aus einer persönlichen Notlage.
„Ich war mehrere Jahre arbeitslos, als ich 2009 das Angebot einer ABM bekam, bei der Tafel Essen auszufahren“, erzählt der Rentner. Dem Plauener gelang es bis dahin nicht, im so genannten ersten Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Und das, obwohl er drei Berufsabschlüsse in der Tasche hat: Maurer, Baumaschinist und Berufskraftfahrer. Letztere Profession übte er bei einer Firma aus, die im Bereich Fernverkehr agierte.
„Das war eine schöne Arbeit, aber dann war Schluss“, so Lenz. Mit etwas mehr als 50 Jahren fühlte sich die Arbeitslosigkeit für ihn an wie das Abschieben auf das Abstellgleis. Dass er, selbst im Abseits, Jahre später fortan für Menschen im Abseits da sein würde – es wurde und ist für Eberhard Lenz bis heute eine Herzensaufgabe.
Lkw-Fahrer Lenz fährt wieder los. Heute steht eine, wie er sagt, „Bäcker-Tour“ an. „Die Bäcker und Konditoreien geben uns immer einwandfreie Ware, die wissen, dass die Leute gute Lebensmittel brauchen“, so Lenz. Und gerade in der Pandemie reißt das Angebot nicht ab, die Mengen der Hilfsgüter bleiben stabil, beobachtet der Tafel-Mitarbeiter mit Dankbarkeit.
Der Kühl-Lkw füllt sich bald, die Fahrt nach Plauen erledigt Lenz mit der ihm eigenen Routine. In der Zentrale freuen sich die Kollegen über die Brote und Semmeln, den Kuchen, die feinen Sachen werden nun sortiert. Zwölf Jahre fährt er für die Tafel, seit 1971 hat er den Führerschein, viele Jahre war er Berufskraftfahrer. „Und all die Jahre hatte ich keinen einzigen Unfall oder Zwischenfall“, sagt der Plauener sichtlich stolz. „Das soll auch so bleiben, mal sehen, wie lange ich noch fahre. Denn die Arbeit wird gebraucht. Ich denke, so lang ich gesund bin, bin ich dabei“, ergänzt Eberhard Lenz, dem man seine 66 Jahre nicht ansieht. Frank Blenz