„Ein Lkw, an dessen Steuer ein übermüdeter Fahrer sitzt, ist eine rollende Zeitbombe“, sagt Innenminister Herbert Reul (CDU). Deshalb startet die Polizei jetzt mehr Kontrollen – auch in der Nacht.
Bei einer groß angelegten Kontrollaktion hat die Polizei in Nordrhein-Westfalen unter anderem auf der A3 bei Erkrath viele Lkw gestoppt. Innenminister Herbert Reul (CDU) machte sich vor Ort selbst ein Bild. Wie sein Haus am Dienstag mitteilte, wurden an der A3 sowie bei einer zweiten Kontrollstation der Kölner Polizei insgesamt 87 Lkw kontrolliert und 24 Verstöße festgestellt.
Davon waren 13 Verstöße gegen Lenk- oder Ruhezeiten, sieben Mal stellten die Spezialisten der Polizei technische Mängel wie schlecht gesicherte Ladungen fest. Vier weitere Verstöße wurden nicht weiter spezifiziert. Die im Vergleich zu einer Pkw-Kontrollaktion geringe Zahl an gestoppten Lastwagen führte die Polizei auf den großen zeitlichen und technischen Aufwand zurück.
NRW-Innenminister Reul warnt vor größeren Unfallfolgen durch Lkw
Reul hatte am Montagabend den Kontrollpunkt auf einem Rastplatz bei Erkrath besucht. „Hier am Rastplatz Stindertal fahren täglich mehr als 16.000 Lkw vorbei»“, sagte er. Laut einer Prognose des Bundesverkehrsministeriums werde der gewerbliche Güterverkehr bis 2030 noch um 39 Prozent steigen. Wenn plötzlich ein Stau auftauche und der Lkw durch einen technischen Mangel oder einen müden Fahrer nicht direkt bremsen könne, gebe es schwerste Verkehrsunfälle, sagte Reul.
„Ein Lkw, an dessen Steuer ein übermüdeter Fahrer sitzt, ist eine rollende Zeitbombe“, sagte Reul. Die Polizei in NRW führe daher bereits jetzt regelmäßige Kontrollen im Bereich von Lkw und Reisebussen durch. „Wir wollen diese Kontrollen aber noch ausweiten“, sagte der Innenminister von NRW.
Polizeigewerkschaft will auch Verkehrsunternehmer zur Rechenschaft ziehen
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) seine Ankündigung. Jeder zehnte Verkehrsunfall in NRW, bei dem Menschen verletzt werden, gehe auf einen Lastwagen zurück. Jeder fünfzigste Lkw-Unfall mit Verletzten ende sogar tödlich. Die GdP betonte aber auch, dass ihrer Erfahrung nach zusätzliche Kontrollen wirkungslos blieben, „wenn es nicht gelingt, auch die Spediteure für die Verkehrsverstöße zur Verantwortung zu ziehen.“
Ein Großteil der schweren Lkw-Unfälle gehe auf den Zeitdruck der Fahrer zurück, so die GdP. Die Verkehrsunternehmen bestrafe man am besten, wenn man bei ihnen die durch die Verkehrsverstöße erzielten Gewinne abschöpfe.