Kiefersfelden/Innsbruck, August 2020 – ELearning-Angebote für Berufskraftfahrer nehmen immer mehr Konturen an. Während der letzten Monate haben Andreas Rinnhofer, Geschäftsführer des Weiterbildungsportals INN-ovativ in Kiefersfelden, und Dietmar Dörfler, Inhaber der INN Fahrschule Tirox in Innsbruck, mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wichtige Schulungsinhalte in „Kenntnisbereiche“ zusammengefasst und für das eLearning aufbereitet.
Die einzelnen Module behandeln unter anderem Sozialvorschriften wie Lenk- und Ruhezeiten, wirtschaftliches Fahren, Ladungssicherung, Fahrzeug- und Sicherheitstechnik und Gesundheit am Arbeitsplatz. Busfahrer werden zusätzlich im Umgang mit schwierigen oder gelangweilten Fahrgästen psychologisch geschult.
„In Zukunft können Fahrschulen ihre Qualifikationsangebote direkt auf die Bedürfnisse der Fahrschüler abstimmen und Präsenzunterricht mit eLearning maßgeschneidert kombinieren“, betont Rinnhofer.
Mit den „Kenntnisbereichen“ steht den Bildungsträgern mitten in der Corona – Krise ein Produkt zur Verfügung, welche die Vermittlung von anspruchsvollen Lehrinhalten trotz Kontaktbeschränkungen ermöglicht. Auch wichtiger Content der Berufskraftfahrer – Grundqualifikation kann endlich online vermittelt werden.
Diese Weiterbildung ist europaweit für jeden Lenker von Bussen und Lkw vorgeschrieben, sie hat alle wichtigen Inhalte des Kraftfahrerberufs zum Gegenstand und muss in jedem fünften Jahr wiederholt werden.
Auch ältere Fahrer überwinden Berührungsängste und ziehen begeistert mit
Die ersten Erfahrungen, welche die INN Fahrschule Tirox mit den neuen eLearning-Angeboten gesammelt hat, stimmen Dörfler außerordentlich zuversichtlich. „Jeder Fahrer kann jetzt bis zu zwölf Stunden an seinem Desktop oder Laptop lernen“, sagt der ausgebildete Ingenieur. „Viele arbeiten hochkonzentriert und eignen sich die Lehrinhalte sehr schnell an.“
Auch ältere Teilnehmer ziehen nach Überwindung von anfänglichen Berührungsängsten begeistert mit. „Am Anfang benötigte ich noch etwas Unterstützung“, berichtet Robert H., ein 65jähriger Trucker. Als der Knoten geplatzt sei, habe alles „perfekt“ geklappt. Von einer „tollen Idee“ schwärmt Georg S. „Ich kann Pflichtweiterbildungen endlich flexibel gestalten“, freut sich der 55jährige Lkw – Fahrer.
Viele Fahrer wollen gerne noch mehr Zeit online verbringen. Das ist aber nicht ohne weiteres möglich – keine Fahrschule kann laut Dörfler auf Präsenzunterricht völlig verzichten. „Jede Ladungssicherung muss in der Praxis geübt werden“, nennt der Fahrschulinhaber ein Beispiel. Und mancher Inhalt überzeuge viele Fahrschüler erst, wenn der Fahrlehrer im persönlichen Gespräch nachhake. Ein typisches Beispiel ist für Dörfler der Dauerbrenner „wirtschaftliches Fahren“, den viele Schüler kritisch hinterfragen. „Im direkten Dialog kann ich Vorbehalte dauerhaft zerstreuen“, bilanziert der Experte.
Mit einer Zwei-Faktor-Identifizierung, wie sie die Europäische Union seit 2019 für Zahlungsverkehre vorschreibt, können Fahrer auch Inhalte der gesetzlich vorgeschriebenen Grundqualifikation online lernen. „Die Teilnehmer melden sich für diese Weiterbildung online an und identifizieren sich während dem Lernen mit Codes und Kennworten, welche an eine App auf ihrem Smartphone übermittelt werden“, erläutert Rinnhofer. Mit dieser Lösung seien Betrugsversuche von vornherein zum Scheitern verurteilt.
„Die deutsche Bundesregierung muss eLearning für Grundqualifikation endlich möglich machen“
Für Rinnhofer muss das Bundesverkehrsministerium in Berlin jetzt so schnell wie möglich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine digitale Vermittlung von Inhalten der Grundqualifikation schaffen. „Die rechtlichen Vorbehalte, die das Ministerium weiterhin geltend macht, sind längst ausgeräumt“, betont der Geschäftsführer von INN-ovativ.
Ausdrücklich erinnert er an die EU-Richtlinie 218/645: Sie erlaubt dem Berufskraftfahrer, wenigstens 12 Stunden am Computer oder Smartphone zu lernen, und sollte ursprünglich bis 23. Mai 2020 umgesetzt werden. Als Folge der Corona – Krise droht sich diese Maßnahme jetzt hinzuziehen.
Österreich ist da schon weiter. Im Nachbarland sind die Bundesländer für Umsetzung verantwortlich. Als erstes Bundesland will Tirol ab Herbst 2020 eLearning von gesetzlich vorgeschrieben Lehrinhalten ermöglichen, weitere Bundesländer werden schnell folgen.
„Solche Maßnahmen werden die Akzeptanz der Grundqualifikation bei vielen Fahrern, die diese Weiterbildung als lästige Pflichtübung betrachten, stark erhöhen“, ist Dörfler nach den ersten Erfahrungen mit den „Kenntnisbereichen“ überzeugt.