Sie werden als Alltagshelden gefeiert, doch Brummifahrer haben in Conoranzieten einen extra harten Job.
Vor Corona galten sie vielen Autofahrern als Ärgernis, jetzt werden sie zum Teil als Helden gefeiert: Die Berufskraftfahrer bekommen in der Öffentlichkeit mehr Anerkennung. Sie bringen die durch Hamsterkäufe heiß begehrte Ware wie Klopapier, Nudeln und Desinfektionsmittel in die Supermarkt-Regale, aber die Arbeitsbedingungen haben sich für die Brummi-Fahrer verschlechtert. Besonders eine schlechte Unterwegs-Versorgung und lange Wartezeiten an Zentrallagern machen den Lkw-Fahrern zu schaffen.
Maik Maschke ist Berufskraftfahrer und lebt in Rickling, er berichtet von einer zum Teil unwürdigen Unterwegsversorgung, eklige Klos mitinbegriffen. Die Situation ist schlecht. Die WCs auf den öffentlichen Parkplätzen sind abgeschlossen, auch große Autobahntankstellen haben ihre Toiletten zum Teil abgesperrt und dafür mobile Toilettenhäuschen hingestellt. Sind die Klos geöffnet, werden sie oft nicht gereinigt. Maik Maschke, Berufskraftfahrer
Und nicht an allen WCs sind Desinfektionsspender angebracht, daher hat der Ricklinger sein eigenes Fläschchen und Mundschutz immer dabei.
In den Restaurants darf nicht gegessen werden
Ein weiteres Problem ist die Essensversorgung entlang der Autobahnen, schildert Maschke, der sich nach einer anstrengenden Fahrt auf eine gute Mahlzeit freut: „Manche Restaurants haben gar nicht mehr geöffnet, andere nur bis 18 Uhr. Manche haben eine kräftig abgespeckte Speisekarte, und vor Ort zu essen ist nicht erlaubt. Da koche ich mir manchmal selber etwas mit dem Campingkocher.“
Rastplatzromantik: So sieht die Selbstversorgung von Brummi-Fahrern aus, wenn die Raststätten dicht haben.
Nicht nur Maik Maschke nimmt die Situation als problematisch wahr, wie Hans-Dieter Busse, Nord-Vorsitzender des Bunds deutscher Berufskraftfahrer (BDBK), bestätigt: „Mich erreichen viele Anrufe von Fahrern. Die Raststätten sind ein Problem. Zurzeit ist es schwierig, vernünftige WCs zu finden, die nicht völlig verdreckt, geschlossen oder kaputt sind. Wozu bitte zahlen die
Lkw-Fahrer ihre Parkgebühr von 20 Euro? Dazu kommen die enorm hohen Preise an den Raststätten, teilweise kostet eine Currywurst mit Pommes 11 Euro.“
Wartezeit vor Zentrallagern
Trucker Maik Maschke zählt ein weiteres Problem auf: „Die Wartezeit an den Zentrallagern ist sehr lang. Aktuell wird nicht jede Rampe zum Verladen benutzt. Normalerweise wartet man eine Stunde, jetzt etwa drei. Dadurch fällt ein Teil der Touren weg oder es kommt zu großen Verspätungen. Dadurch haben kleine Unternehmen richtig zu kämpfen.“
Maschke fährt zurzeit auch Touren ins Ausland, er hat Gartenartikel nach Österreich gebracht und auf dem Rückweg Schranken für Bahnübergänge, die nach Shanghai sollten, in Hamburg abgeliefert. „Lieferanten, die sonst spezialisiert für Messen, Hotellerie oder Pkw-Hersteller fahren, sind wegen der Corona-Maßnahmen jetzt teilweise joblos. Die bieten daher nun auch andere Transporte an und dadurch wächst die Konkurrenz.“
Hans-Dieter Busse, mittlerweile 71 Jahre alt, saß selbst Jahrzehnte hinterm Steuer und ist in der Kühllogistik gefahren. Er kritisiert: „Manche ausländischen Transportunternehmen fahren einfach zu billig.“
Auch viel Wertschätzung
Der 31-Jährige Maschke freut sich über die Wertschätzung, die seinem Berufsstand zurzeit zuteil wird: „Bei München standen Leute mit Schildern auf den Brücken auf denen stand ‚Danke, dass es euch gibt!‘ Ich hoffe, die Dankbarkeit hält sich auch noch nach Corona.“ Ich kämpfe seit Jahren für eine bessere Anerkennung der Berufskraftfahrer, denn die Wertschätzung mit rund 9 Euro brutto Stundenlohn ist nicht da. Das Leben ist brutal auf der Straße. Hans-Dieter Busse, Nord-Vorsitzender des Bunds deutscher Berufskraftfahrer (BDBK)
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