Die Nachfrage nach Lkw schwächelt derzeit, das zeigen aktuelle Nachrichten von den Herstellern. Der Markt ist offenbar zunächst mit Nutzfahrzeugen gesättigt. Die Ergebnisse der Konzerne sind bedroht.
Am Dienstag sorgte die Meldung von Navistar für Raunen in der Branche. Der amerikanische Lkw-Hersteller rechnet für das neue Geschäftsjahr jetzt nur noch mit einem Umsatz von 9,25 bis 9,75 Milliarden Dollar, rund 750 Millionen weniger als bisher anvisiert.
Die Prognose für das bereinigte Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) reduzierte Navistar um 75 Millionen auf 700 bis 750 Millionen Dollar. Im vierten Geschäftsquartal brachen die Erlöse um 16 Prozent ein, das operative Ergebnis rutschte um fast ein Drittel ab.
VW mit an Bord
Die Navistar-Aussagen hinterlassen beim Volkswagen-Konzern einen Eindruck, und das in mehrfacher Hinsicht: Zum einen ist VW mit der Lkw-Sparte Traton und deren Marken VW-Nutzfahrzeuge, Scania und MAN selbst stark im Lkw-Markt engagiert.
Und zweitens ist VW mit 17 Prozent selbst an Navistar beteiligt. In den vergangenen Jahren gab es im VW-Management sogar die Überlegung, den US-Konkurrenten ganz zu schlucken und sich einzuverleiben.
Daimlers Lkw-Stern sinkt
Was Navistar Probleme bereitet, lässt wohl auch die Auftragslage bei Daimler einbrechen: Am Markt für Nutzfahrzeuge herrscht eine Sättigung, nachdem sich in den vergangenen Jahren viele Spediteure mit Neufahrzeugen eingedeckt haben. Das Marktforschungsunternehmen IHS geht davon aus, dass die Produktion bei Daimler im laufenden Jahr um 14 Prozent zurückgehen wird.
Laut dem „Handelsblatt“ gingen die Bestellungen im Zeitraum Januar bis September von 457.000 auf 289.000 zurück. Vor allem im Kernmarkt Nordamerika hat sich danach der Auftragsbestand halbiert.
Sparen, Feuern, Umstrukturieren
Gegensteuern durch die Nachfragedelle bleibt damit für die Hersteller derzeit die einzige Option. Navistar will die Produktion drosseln, seine Zentralkosten senken und sein Auslandsgeschäft umstrukturieren, so Unternehmenschef Troy Clarke am Montag.
Bei Daimler scheinen ebenfalls die Kosten Ziel von Sparmaßnahmen zu sein. Der Konzern hatte 2017 sein letztes Sparpaket aufgesetzt und muss nun nachsteuern. Daimler-Trucks-Chef Martin Daum will beim Personal rund 300 Millionen Euro sowie durch die Reduktion von Varianten bei den Modellen 250 Millionen Euro einsparen. Womöglich muss die Modellpalette grundsätzlich überholt werden. So will man ein günstiges Einsteigermodell auf den Markt bringen. Vor einer allgemeinen Nachfragedelle am Markt kann sich freilich keiner der Hersteller schützen.
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