Die kalifornische Firma Peloton hat ein Platooning-System entwickelt, das es Lkw-Fahrern erlaubt, nicht nur ihr Fahrzeug, sondern auch einen dahinter fahrenden unbemannten Truck fortzubewegen.
Das autonome Fahren ganzer
Lkw-Kolonnen mit gleichbleibendem Abstand auf der Autobahn ist nichts
Neues. Die Hersteller Volvo Trucks, Toyota und Daimler sowie die
britische Regierung experimentieren bereits seit einigen Jahren mit
solchen Platooning-Systemen. Diese sollen Sprit sparen, die Sicherheit
im Schwerverkehr erhöhen und die Lkw-Chauffeure auf langen Fahrten
zumindest teilweise entlasten.
Die
auf das autonome Fahren spezialisierte kalifornische Firma Peloton geht
nun noch einen Schritt weiter, der darauf abzielt, selbstfahrende
Trucks auch ohne menschlichen Piloten an Bord fortzubewegen. Dabei fährt
der Chauffeur den vorderen Wagen und lässt den hinteren unbemannt
folgen.
Multiple Effekte
Auf diese Weise sollen nicht nur die Sicherheit beim Fahren und der Treibstoffspareffekt erhöht werden, sondern gleichzeitig der Bestand des Chauffeurspersonals reduziert werden. Ganz ähnliche Beweggründe haben etwa den Fahrdienst Uber dazu veranlasst, mit sogenannten Robotaxis zu experimentieren. Wie sagte bereits 2015 der damalige Opel-Chef Karl-Thomas Neumann im NZZ-Interview: «Wir glauben stark an die Zukunft solcher Mitfahrdienste. Das Wachstum dieser Unternehmen wird nur durch den Zuwachs an Chauffeuren begrenzt. Wenn diese Ride-Share-Firmen den Fahrer automatisieren könnten, wäre die Wertschöpfung enorm.» Mit ähnlich spitzem Bleistift rechnen auch die Transportunternehmer.
Die
schwedische Firma Einride hat mit dem T-Pod gar eine Zugmaschine ganz
ohne Führerhaus entwickelt, die bereits einen Ausblick auf eine Zukunft
ohne Chauffeurspersonal gibt. Bei Peloton will man nicht an der Hardware
arbeiten, also den von den grossen Herstellern gelieferten
Sattelzugmaschinen und Lastwagen, sondern präsentiert vielmehr ein
System, das dem Chauffeur erlaubt, zwei Lkw hintereinander gleichzeitig
zu fahren.
Als
Grundlage dient die Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation (V2V für
«vehicle to vehicle»), bei der das jeweils vollautonome Fahrzeug seine
aktuellen Positionsdaten in Echtzeit verschlüsselt an andere Fahrzeuge
im Flottenverband übermittelt. Beim Platooning können so die Abstände
zwischen den Fahrzeugen verringert werden, was Windschatten- und
Spritspareffekte – Daimler spricht von 10 Prozent weniger Treibstoff –
ergibt, Staus vermeiden hilft und die Fahrsicherheit erhöht.
Peloton
spricht bei seinem auf nur zwei Lkw bezogenen System von einer
Treibstoffersparnis im Bereich von mehr als sieben Prozent. Dabei kommen
Radar-basiertes Bremsen sowie synchronisierte und dem jeweiligen Tempo
angepasst verzögerte Lenk- und Geschwindigkeitsbefehle zum Einsatz.
Produktivere Fernfahrer
Da
nur von Fahrzeugpaaren, nicht aber ganzen Kolonnenverbänden ausgegangen
wird, vereinfacht sich das Platooning dank dem Peloton-System deutlich
und spart so Kosten. Zudem glaubt man beim kalifornischen Startup, dass
entsprechend auch die Produktivität der Chauffeure verdoppelt werden
könne.
Der
Peloton-CEO Josh Switkes bringt es auf einen simplen Nenner: «Wir sehen
die Chauffeure als die besten Sensoren der Welt an, und wir nützen dies,
um die Fahrer dank Zweier-Platooning noch produktiver zu machen.»
Was Switkes jedoch nicht erwähnt, ist die Tatsache, dass sich – grob vereinfacht – auf diese Weise auch der Chauffeursbestand halbieren liesse. An nichts anderem ist auch Uber interessiert.
Zur Quelle dieses Artikels und anderen großartigen Artikeln klick hier