Berufskraftfahrern stehen derzeit zwar viele Türen offen – und auch Kandidaten mit wenig Erfahrung am Lenkrad eines LKW haben derzeit gute Chancen am Arbeitsmarkt. Doch der Beruf hat sich verändert und mit ihm die Anforderungen, die Arbeitgeber an Bewerber stellen. So lautet eines der Ergebnisse des Dekra Arbeitsmarkt-Report 2019.
Arbeitgeber achten vor allem auf verantwortungs- und sicherheitsbewusste Fahrer mit Teamgeist und einem gewissen Verständnis für Logistikprozesse. Das sind Eigenschaften, die vor zehn Jahren in Stellenanzeigen noch selten zu finden waren. Fahrern auf Jobsuche spielt der Engpass in die Hände, nicht nur, was die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz betrifft. Unternehmen drücken an der einen oder anderen Stelle auch mal ein Auge zu, wenn Bewerber nicht alle Kriterien erfüllen.
Wichtiges Entscheidungskriterium fehlt oft
Nur etwa drei von fünf Arbeitgebern beschreiben, welche Art von Touren die gesuchten Fahrer übernehmen sollen. Doch die Tendenz ist klar: Fast jeder zweite übernimmt regionale Transporte (48,0 Prozent), das heißt im Nahverkehr und im Rahmen von Tagestouren. Jeder siebte Bewerber soll im nationalen Fernverkehr unterwegs sein. Zudem belegt der Report, dass sich deutsche Unternehmen zunehmend aus dem wettbewerbsintensiven, internationalen Verkehr zurückziehen: Innerhalb der Stichprobe waren lediglich 14 Stellen für Berufskraftfahrer in diesem Segment ausgeschrieben.
Berufskraftfahrer müssen ihre Fracht routiniert be- und entladen sowie transportsicher verstauen, um Unfälle und Schäden zu vermeiden. Gut jedem zweiten Arbeitgeber sind deshalb Kenntnisse in Ladungssicherheit besonders wichtig. Diese Anforderung hat über die Jahre erheblich an Bedeutung gewonnen: Vor zehn Jahren fand sie in gerade einmal 3,2 Prozent der Stellenanzeigen Erwähnung. Fahrer, die einfache Handgriffe bei der Montage oder Wartung ihres LKW selbst vornehmen können, punkten bei der Jobsuche. Außerdem ist ein allgemeines Verständnis der Logistik- und Lagerprozesse von Vorteil, da es die Zusammenarbeit an der Rampe oder mit der Disposition verbessert. Die Tatsache, dass Unternehmen in diesem Jahr auffällig selten den Wunsch nach Erfahrung im Auslieferungsverkehr äußern, hängt laut den Autoren des Reports eventuell damit zusammen, dass sie sich auf die wichtigsten berufspraktischen Erfahrungen konzentrieren, um die Bewerberauswahl nicht zu sehr einzuschränken.
Drei wichtige Ausbildungsnachweise sind gefordert
In den analysierten Jobangeboten überwiegen drei konkrete Abschlüsse und Zertifikate, die Bewerber im Optimalfall mitbringen: Die Grundqualifikation führt die Liste an (28,6 Prozent) – allerdings ist dieser Nachweis ohnehin für alle gesetzlich vorgeschrieben, die gewerblich Güter transportieren. Erstmals taucht die Frage nach der Ausbildung zum Berufskraftfahrer in Stellenanzeigen in nennenswertem Umfang auf (14,9 Prozent), ihr Anteil hat sich gegenüber der letzten Analyse verdoppelt. Auch der Gabelstaplerschein ist immer häufiger eine Voraussetzung für eine offene Stelle.
Eine gültige Fahrerlaubnis ist die Eintrittskarte in den Beruf: Gut drei Viertel der Arbeitgeber erwähnen explizit, dass die künftigen Mitarbeiter den Führerschein der Klasse CE benötigen. Ein Punkt hat sich seit 2009 jedoch nicht verändert: Fremdsprachen sind weiterhin kein Thema im Fahrerberuf. Bei den Deutschkenntnissen schauen Unternehmen allerdings genauer hin.
Soft Skills zählen mehr
Durch welche Eigenschaften sich Wunschkandidaten auszeichnen, beschreiben drei Viertel der untersuchten Stellenanzeigen. Bewerber sollen seit jeher vor allem verlässlich sein. Außerdem achten Unternehmen heute mehr auf Verantwortungsbewusstsein und Professionalität als früher. Neu ist: Erstmals legen sie verstärkt auch Wert darauf, dass die Fahrer teamfähig sind und kooperativ mit Kollegen und Kunden zusammenarbeiten. Vor zehn Jahren bildete diese Eigenschaft noch das Schlusslicht aller Soft Skills. Auch der Wunsch, dass Anwärter auf die Stelle selbstständig sein sollten, hat über die Jahre stark an Bedeutung gewonnen.
Wechselwillige Berufskraftfahrer können mit attraktiveren Rahmenbedingungen rechnen als in der Vergangenheit. In sieben von zehn Jobangeboten finden sich Hinweise auf das Thema Gehalt oder Sonderleistungen. Dabei scheinen auch gute Qualifikationen und Leistung honoriert zu werden: Jeder fünfte Arbeitgeber verspricht, die Mitarbeiter leistungsorientiert und abhängig von ihrer Qualifikation zu bezahlen. Teilweise können sie mit Zusatzleistungen wie beispielsweise Urlaubs- und Weihnachtsgeld rechnen (je 15,1 Prozent). Die sonstigen Benefits reichen von Angeboten zur Altersvorsorge über Prämien und Weiterbildungsangebote bis hin zu Arbeitskleidung, die gestellt wird.
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