Sinsheim. Auf dem Rasthof Kraichgau-Süd bei Sinsheim weht ein kalter Wind zwischen den geparkten Lastwagen. Die meisten Fahrer liegen schon in ihren Kojen, als die Polizisten am späten Abend gegen die Türen klopfen. Wie hier in Sinsheim, so wollen Beamte an diesem Abend landesweit wissen, ob Trucker Alkohol getrunken haben. Für die müden Männer sind solche Kontrollen nicht angenehm. In einigen Fällen sind sie aber nötig – wie das Ergebnis zeigt.
«Ich habe Milch getrunken», antwortet ein polnischer Fahrer lächelnd auf die Nachfrage eines Beamten. Das ist allerdings nicht bei allen so. Allein an Autobahn-Rastplätzen in Hockenheim, Sinsheim und Sandhausen prüft die Polizei an diesem Abend 485 Fahrer. Nach Auskunft der Beamten stehen bei den abendlichen Kontrollen 33 Fahrer unter Alkoholeinfluss und haben mindestens 0,5 Promille. Bei 18 Truckern liegen die Werte über einem Promille. Bei einem Fahrer werden an diesem Sonntagabend sogar noch knapp 2,3 Promille gemessen.
Fahrer, bei denen ein zu hoher Wert gemessen wird, dürfen erst weiterfahren, wenn der Wert gesunken ist. Noch am Montagmorgen haben aber fünf Fahrer so hohe Promillewerte, dass die Polizei die Weiterfahrt untersagt. «Unser erstes Ziel ist die Gefahrenabwehr», sagt Dieter Schäfer, Chef der Verkehrspolizei im zuständigen Polizeipräsidium Mannheim. Immer wieder gebe es Fälle, in denen betrunkene Trucker mit voll beladenen Sattelschleppern über die Autobahn führen. «Wir hoffen daher dringend, dass die Fernfahrer über unsere Kontrollen sprechen und auf ihren Konsum achten.»
Schon am Mittag hat ein Fahrer die Polizei auf einen betrunkenen Kollegen hingewiesen, der auf dem Boden seiner Fahrerkabine lag. «Der Mann wurde mit Verdacht auf schwere Alkoholvergiftung in eine Klinik gebracht», sagt ein Polizist und schüttelt den Kopf.
Manche Fahrer blicken während der Kontrolle an diesem Abend genervt aus beschlagenen Fenstern. Auch für die Polizisten sind die Kontrollen Hunderter Lastwagen eine mühseliges Geschäft. «Uns geht es nicht darum, Lastwagenfahrer in einem schlechten Licht zu zeigen oder zu schikanieren. Aber wir sehen auch die Gefahr, die von betrunkenen Fahrern ausgeht», sagt Schäfer. Viele der oft aus Osteuropa stammenden Fahrer hätten ein gering ausgeprägtes Problembewusstsein, wenn es um Alkohol gehe.
«Wir begrüßen solche Kontrollen sehr», sagt Martin Bulheller, Sprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). Seit Jahren fordere der Verband, Fernfahrer stärker in den Fokus zu nehmen, betont er.
Weit entfernt von Familien und Freunden sein die Brummi-Fahrer beinahe täglich auf überfüllten Autobahnen in der Fremde unterwegs, sagt Schäfer. Für manch einen komme da das abendliche Trinken auf dem Rastplatz gerade recht. Wer aber mit Restalkohol am nächsten Morgen wieder losfahre, sei ein Sicherheitsrisiko. Allein durch ihre Masse könnten Lastwagen enorme Schäden im Verkehr anrichten.
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