Logistik-Firmen setzen auf die Hilfe von Flüchtlingen

Auf der Suche nach Berufskraftfahrern wirbt Schleswig-Holstein jetzt verstärkt unter Flüchtlingen. 20 Lehrlinge, vor allem aus Syrien, aus dem Iran und aus Russland haben in dieser Woche eine Ausbildung begonnen. Weitere 90 stehen auf der Warteliste für das nächste Jahr.

Neumünster/Kiel

Der Unternehmensverband Logistik Schleswig-Holstein hat die Aktion mit dem Titel „Die Fahrt in Deine neue Zukunft“ angeschoben. „Das scheint zu laufen. Endlich mal“, sagt Thomas Rackow, Geschäftsführer des Verbandes. Zuvor hatte man bereits in Polen und in Spanien um Auszubildende geworben. Mit mäßigem Erfolg. Denn noch immer fehlen in Schleswig-Holstein rund 1000 Berufskraftfahrer.

Ein Unternehmen im Land habe bereits aufgeben müssen, weil es Aufträge nicht erfüllen konnte, da die Fahrer fehlten, so Rackow. In anderen Bundesländern sieht es nicht besser aus. So gebe es in Mecklenburg-Vorpommern in dem Bereich 558 offene Stellen, vermeldete vor wenigen Tagen der dortige Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU). Gleichzeitig aber nehme die Nachfrage nach Transportkapazität aufgrund der guten Wirtschaftssituation und des zunehmenden Online-Handels immer weiter zu. Bundesweit liegt der Bedarf geschätzt bei mindestens 45000 Fahrzeugführern. Es sei nicht leicht, die Stellen zu besetzen, so Glawe. „Berufskraftfahrer müssen verantwortungsbewusst, verlässlich, belastbar und serviceorientiert sein.“

Die Rahmenbedingungen seien schwierig, meint auch Rackow. Die Situation auf den Straßen sei wegen vieler Baustellen und Staus angespannt, zudem würden die Fahrer mittels Tachograf teils sekundengenau überwacht. Aktuell gibt es eine Abbrecherquote bei den Auszubildenden von 30 Prozent. Mit einem Flyer wirbt der Verband nun um Nachwuchs. Für den Ausbildungsstart seien Alter und Schulabschluss nicht relevant, heißt es da. Allerdings sollten Ausländer über mittlere Deutschkenntnisse verfügen. Bei der Informationsveranstaltung sind Dolmetscher für Arabisch, Farsi/Dari und Kurdisch dabei. Das Gehalt liegt zwischen 700 und 850 Euro pro Monat – je nach Ausbildungsjahr. Wer eine Lehre nach drei Jahren erfolgreich beendet, bekommt eine Aufenthaltsgenehmigung für weitere zwei Jahre. „Das ist gut für die Unternehmer, damit können sie besser planen“, sagt Rackow.

Die Aktion läuft gemeinsam mit dem Mobilen Integrationsteam des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), das die Kontakte zu den Flüchtlingen besitzt. Der Unternehmensverband Logistik Schleswig-Holstein hat 500 Mitgliedsunternehmen, davon betreiben 300 Speditionen mit insgesamt 10 000 Fahrern.

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