Werther. Zwei Riesenkessel, ein steiler Abhang, ein zumindest theoretisches Gefahrenpotenzial: Kaum verwunderlich, dass neben TÜV und Kreisverwaltung auch zahlreiche Wertheraner genau hinschauen, als sich am Montagabend um kurz vor Mitternacht die beiden Wärmespeicherkessel der Steinhagener Firma Gronemeyer & Banck über die Ascheloher Kuppe talwärts bewegen.
Es sind die ersten Transporte seit dem schweren Unfall vom April, als der Fahrer nach dem Ausfall des Bremsen seine tonnenschwere Last in den Graben lenkte. Dieses Mal geht alles gut, ohne Probleme können die Behälter ihren Weg zum Kanalhafen nach Lübbecke und von dort zu den Stadtwerken nach Hürth fortsetzen. Die Aktion in Werther wird für die Schaulustigen zu einem ebenso spannenden wie fröhlichen Event. Und so ist es abgelaufen:
Kurz vor 22 Uhr: Die ersten Schaulustigen arbeiten sich zu Fuß von Werther aus die Ascheloher Kuppe hoch.
Kurz nach 22 Uhr: Die beiden Schwertransporte, abgesichert durch vier Begleitfahrzeuge, verlassen das Werksgelände des Großbehälter-Herstellers in Steinhagen.
22.30 Uhr: Die Stimmung auf dem Wanderparkplatz Ascheloh ist hervorragend. Rund ein Dutzend Bürger, die meisten von ihnen Anwohner des Bereichs Osningstraße, warten geduldig, dass es losgeht. Nein, sagen sie, wirkliche Angst hätten sie beim Unglück im April nicht gehabt. Schließlich sei 30 Jahre lang nichts passiert. Im Nachgang hätten sie sich allerdings ausgemalt, was alles hätte passieren können, wenn der Fahrer seine Last nicht in den Graben gelenkt hätte. Das sei auch später noch Gesprächsthema in den Familien gewesen.
22.35 Uhr: Immer mehr Autofahrer beziehen auf dem Wanderparkplatz Station.
22.40 Uhr: Einige Bürger unterdrücken ein Gähnen. Aber Aufgeben kommt nicht in Frage: „Jetzt haben wir so lange gewartet, jetzt wollen wir die Fässer auch sehen!“
22.45 Uhr:Es geht los: Das erste Begleitfahrzeug mit orangefarbenen Blinklichtern kommt am Ascheloher Kreisel in Sicht.
23 Uhr: Einer der Schaulustigen hat auf einem großen Sandsteinblock nahe der Sitzgruppe Station bezogen: „Ich hör’ was!“
23.05 Uhr: Noch mehr Begleitfahrzeuge tauchen auf, die Polizei rast mit Blaulicht die Ascheloher Kuppe hoch. „Vielleicht haben die gar nichts mit dem Schwertransport zu tun, sondern einen Einsatz“, wird gemutmaßt.
„Das war eine spannende Nacht!“
23.08 Uhr:Die beiden Tieflader mit ihrer riesigen Last biegen am Ascheloher Kreisel um die Ecke. Es sind gewaltige Ausmaße: Beide Transporte 6,14 Meter hoch, knapp 5,60 Meter breit, 46 Meter lang, 186 Tonnen schwer.
23.10 Uhr: Das Abkoppeln beginnt. Der hintere Behälter wird am Kreisverkehr abgestellt, die Zugmaschine mit einem Stahlseil hinter den ersten Kessel gespannt. So geht es im Zeitlupentempo den Berg hinauf.
23.20 Uhr:Der Tross hat die Ascheloher Kuppe erreicht, die Talfahrt beginnt. Vorsichtig, im Schritttempo. Beide Zugmaschinen, vorne wie hinten, stehen auf den Bremsen. Das 50 Kilo schwere Seil, mit dem die hintere Zugmaschine den Kessel abbremst, ist stramm gespannt. Höchste Anforderungen an Mensch und Material.
23.31 Uhr: Geschafft! Der erste Behälter hat sicher die Kreuzung Haller Straße erreicht.
23.32 Uhr: Auflieger samt Kessel werden abgestellt, die Zugmaschinen abgekoppelt.
23.36 Uhr: Mit ihren je 630 PS rasen sie zurück über den Berg, um den zweiten Behälter zu holen.
23.37 Uhr:An der Osningstraße herrscht Mucksmäuschenstille. Alle Schaulustigen warten auf den zweiten Schwertransport.
23.48 Uhr: Die Zugmaschinen sind vor und hinter den Behälter gespannt, es geht hinauf zur Kuppe.
23.51 Uhr: Die Kuppe ist erreicht, es geht den Berg hinunter. Der Geruch von Diesel liegt in der Luft, die Maschinen vollbringen Höchstleistungen.
0.03 Uhr: Alles läuft nach Plan, der zweite Behälter erreicht die Kreuzung Haller Straße. Die Zugmaschinen werden erneut umgekoppelt, die Leitungen verbunden.
0.08 Uhr: Der Tross mit den beiden gewaltigen Fässern samt Begleitfahrzeugen vorn und hinten setzt sich in Richtung Ampelkreuzung und Weiterfahrt zum Kanalhafen Lübbecke in Bewegung. Die Zuschauer gehen oder fahren nach Hause. „Das war eine spannende Nacht!“