Kontrolle, bitte folgen! Peter Schmutzler rollt mit seinem Sattelzug hinter dem Wagen der Polizei auf den Rastplatz. Gefahrgut hat er geladen und das interessiert die Behörden.
Schmutzler ist einer der ersten an diesem Morgen bei der Großkontrolle auf dem Rastplatz Kleine Herrenthey an der Autobahn 2. Von Montag bis Freitag sitzt er auf dem „Bock“ und besonders wenn er Gefahrgut an Bord seines Sattelzugs hat, sind Kontrollen für ihn keine Seltenheit. Rückstände von Katalysatoren sind es heute, giftiges Nickelsalz. Zum Recycling sollen sie vom Werk in Gelsenkirchen zu einer Firma in Sachsen. Die Warschauer Allee – so nennen viele Berufskraftfahrer die berühmt-berüchtigte West-Ost-Verbindung – ist eine der Hauptschlagadern für den Fernverkehr in und durch Deutschland. Tag für Tag rollen Tonnen von Abfällen über diese Strecke. Altglas, Folien, Elektroschrott, Holzreste und Grünabfälle, aber eben auch Gefahrgut von Batterien bis zu ätzenden und giftigen Chemikalien. Fehler in der Sicherung oder Schäden am Fahrzeug können schlimme Folgen haben – aus einem kräftigen Bremsmanöver wird dann schnell eine Katastrophe.
Betrug und krumme Geschäfte
Im Minutentakt fischen die Fahrzeuge der Polizei und des Bundesamtes für Güterverkehr Lastwagen aus dem Verkehr und lotsen sie auf den Rastplatz, hier warten schon die Experten. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden sei ein wichtiges Element des Einsatzes gegen illegale Abfalltransporte, so Bernd Müller, der Leiter der Umweltabteilung bei der einsatzleitenden Bezirksregierung Arnsberg. Kontrollbehörden im Inland und Ausland vernetzen sich mehr und mehr, kontrollieren gemeinsam und tauschen Informationen. Müll ist nicht wertlos, die richtige Entsorgung samt der nötigen Papiere aber auch eine teure Sache – und wo viel Geld im Spiel ist, gibt es auch Betrug und krumme Geschäfte, wissen die Abfall-Fahnder aus Erfahrung. Im Boot sind deshalb nicht nur die Bezirksregierungen aus Nordrhein-Westfalen,sondern auch Kontrolleuren des Bundesamtes für Güterverkehr, der Autobahn-Polizei Dortmund, des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz, der Wasserschutzpolizei und der niederländischen Hafenpolizei Rotterdam sowie des Hauptzollamtes Dortmund. Kontrollen dieser Größe sind eher die Ausnahme, doch im kleineren Rahmen plant die Bezirksregierung im laufenden Jahr insgesamt vierzehn Aktionen zur Überwachung von Abfall-Transporten.
Zoll verhaftet Mann aus Albanien
Peter Schmutzler öffnet in der Zwischenzeit die Plane an der Seite seines Lastwagens. Stahlbehälter stehen hier, in ihnen das gefährliche Nickelsalz. Die Kontrolleure schauen ganz genau hin, ob wirklich alles dicht ist, andere nehmen die Ladungspapiere und die Reifen unter die Lupe. Peter Schmutzler bleibt entspannt, zieht an seiner Zigarette und zeigt noch die vorgeschriebene Spezialausstattung für Gefahrguttransporte. Mängel finden die Kontrolleure bei Schmutzler nicht, wohl aber bei anderen Lastwagen-Fahrern. Ladungspapiere sind in acht Fällen nicht in Ordnung, dazu kommt ein Fall von illegaler Verbringung von Abfällen aus den Niederlanden nach Deutschland. Die Polizei registriert acht Verstöße gegen die Vorschriften zum Transport von Gefahrstoffen, zu Lenk- und Ruhezeiten sowie wegen technischer Mängel und unzureichender Ladungssicherung. Beamte des Zolls verhaften am Rande der Kontrolle zudem einen Mann aus Albanien wegen illegaler Einreise. „Kontrollen kosten mich viel Zeit, aber es geht um die Sicherheit“, sagt Peter Schmutzler und steigt wieder hinter das Lenkrad. Der Trucker muss zurück auf die Autobahn, denn bis zu seinem Ziel in Sachsen sind es noch ein paar hundert Kilometer.