FRANKFURT – Er ist nicht größer als ein Sprinter, hat sechs Sitz- und sechs Stehplätze, wiegt voll besetzt 2,7 Tonnen. Nur eines fehlt in dem kleinen Bus: der Fahrer. Der selbstfahrende Cube (das steht für Continental Urban Mobility Experience) hat am Dienstag seine Jungfernfahrt hinter sich gebracht. Das autonome Fahrzeug dreht aber nicht im normalen Verkehr seine Runden, sondern auf dem Campus der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS) am Nibelungenplatz 1 – zu Testzwecken. Wann es auf öffentlichen Straßen eingesetzt wird, ist noch offen.
Bis Donnerstag darf jeder einsteigen
Bis Donnerstag kann von 10 bis 16 Uhr jeder mitfahren. Die meisten Fahrgäste werden wohl Studenten sein, die mit dem gelb-türkisen Bus von Gebäude zu Gebäude gondeln können, vier Haltestellen gibt es auf den 600 Metern Teststrecke.
Cube soll dazu beitragen, die Probleme zu lösen, die durch ständig wachsenden Individualverkehr entstehen, gerade in Städten. 39 Stunden pro Jahr stünden laut einer Studie Autofahrer in Frankfurt im Stau, merkt Andree Hohm an, Leiter des Projekts Self-Driving beim Hersteller Continental. Eine komplette Arbeitswoche also. „Wir müssen das Wachstum der Mobilität in den Städten neu denken.“ Nicht nur, was Staus betrifft. Auch Luftverschmutzung, Lärm und Platzverbrauch spielen eine Rolle.
Cube ist ein Elektrofahrzeug, fast lautlos gleitet er über den Campus. „Der fährt auf virtuellen Schienen, die vorher einprogrammiert worden sind“, berichtet Alexandre Zavisic von Continental, der die Testfahrten begleitet. Nur bei vorher festgelegten Haltestellen öffnet sich die Tür. Maximalgeschwindigkeit sind 40 Stundenkilometer, auf dem Campus ist das aber auf 20 Stundenkilometer gedrosselt.
Bei Hindernissen wird sofort gestoppt
Kamera-, Radar und Lasersensorik tun das, was bisher Aufgabe des Fahrers ist. Hindernisse erkennen zum Beispiel. Als einige Passanten vor das Fahrzeug laufen, bremst es sofort ab und bleibt dann stehen. Der tödliche Unfall mit einem Roboterauto vor einigen Wochen in den USA „wirft uns nicht zurück“, versichert Hohm. „Sicherheit hat oberste Priorität.“
UAS, Continental und die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) arbeiten bei der Entwicklung von Cube zusammen, er ist ein Modell des Herstellers EasyMile. Sie hoffen auf möglichst viele Rückmeldungen der Testfahrer. Die können nach der Fahrt einen QR-Code scannen und Fragen beantworten. Etwa: „Wie sicher haben Sie sich gefühlt?“ oder „Würden Sie selbstfahrende Busse auch im öffentlichen Straßenverkehr nutzen?“
Auf die Reaktionen und Anmerkungen sei man gespannt, sagt VGF-Geschäftsführer Michael Rüffer. Die Verkehrsgesellschaft sehe die autonomen Kleinbusse als Ergänzung zu anderen Verkehrsmitteln. Cube könne zum Beispiel genutzt werden, um Menschen, die keine U- oder S-Bahn-Station in unmittelbarer Nähe hätten, zu diesen Angeboten zu bringen. „Wir wollen neue Mobilitätsformen entwickeln.“
Er habe sich sicher gefühlt, sagt einer der ersten Tester. „Bisschen komisches Gefühl“, findet ein anderer. Aber eigentlich sitze man im normalen Bus ja auch oft ohne Blickkontakt zum Fahrer.