Busfahrer gehören in Deutschland offenbar zu einer bedrohten Spezies: Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmen haben viele Betriebe zunehmend Schwierigkeiten, ihre Stellen zu besetzen. In den kommenden Jahren könnte das Problem noch größer werden, befürchten auch viele Verkehrsbetriebe in Schleswig-Holstein. Deshalb fordert die Gewerkschaft ver.di mehr Anreize für den Nachwuchs
Demografischer Wandel ist in der Branche spürbar
Auf Nachfrage von NDR 1 Welle Nord nennt Aktiv Bus Flensburg-Geschäftsführer Paul Hemkentokrax zwei Probleme, die vor allem auf Schleswig-Holstein zutreffen: Zum einen seien viele Busfahrer schon relativ alt und gingen in den kommenden zehn bis 15 Jahren in Rente. Zum anderen werde gleichzeitig vielerorts der öffentliche Nahverkehr weiter ausgebaut. Die Folge: Der Bedarf an Busfahrern steigt noch weiter.
Es gibt zu wenig Nachwuchs
Die Kieler Verkehrsbetriebe (KVG) zum Beispiel brauchen nach eigenen Angaben alleine in diesem Jahr 60 zusätzliche Busfahrer. Der Arbeitsmarkt sei jedoch so gut wie leer, sagt eine Sprecherin. Auch die Verkehrsbetriebe im Kreis Plön melden, dass sie Probleme haben, offene Stellen neu zu besetzen. Allerdings ist das im städtischen Raum ein größeres Problem als im ländlichen Raum: „Es zeichnen sich insofern regionale Unterschiede ab, als dass wir insbesondere in Schönberg durch den Einzugsbereich der Landeshauptstadt Kiel deutlich mehr Probleme haben, Fahrer zu finden“, beklagt Betriebsleiter Andreas Schreiner.
Vekehrsbetriebe locken mit Übernahme von Kosten
Durch den Wegfall der Wehrpflicht gibt es laut Schreiner kaum noch Menschen, die einen Busführerschein haben. Fahrschüler müssen dafür rund 10.000 Euro hinblättern. Die Plöner Verkehrsbetriebe unterstützen deshalb vielversprechende Bewerber inzwischen bei den Ausbildungskosten. In Lübeck haben die Verkehrsbetriebe nach Angaben einer Sprecherin sogar eine eigene Fahrschule gegründet, um mehr Busfahrer ausbilden zu können.
Gute Arbeitsbedingungen machen Beruf attraktiver
In Neumünster setzen die Stadtwerke (SWN) hingegen auf gute Arbeitsbedingungen. Die Busfahrer könnten zum Beispiel zukünftig kostenlos zur Massage gehen, außerdem gebe es einen Fitnessraum, so SWN-Sprecher Nikolaus Schmidt. Diese Art der Problembewältigung ist offenbar erfolgreich: Die Stadtwerke haben zum ersten Januar einen neuen Busfahrer und eine neue Busfahrerin eingestellt. Insgesamt gebe es hier mehr Bewerber als Stellen. In Rendsburg und Umgebung haben die Norddeutschen Verkehrsbetriebe zurzeit ebenfalls keine Probleme, offene Stellen zu besetzen.
Busfahrer privater Unternehmen verdienen deutlich weniger
Attraktive Arbeitsbedingungen für Busfahrer sind auch für die Gewerkschaft ver.di entscheidend, um mehr Nachwuchs zu bekommen. Dies, erklärte ver.di-Fachbereichsleiter Karl-Heinz Pliete, gelte vor allem für das private Omnibusgewerbe. Dort verdiene ein Fahrer monatlich im Schnitt 250 bis 300 Euro weniger als ein Kollege bei den öffentlichen Verkehrsbetrieben. Pliete führt das darauf zurück, dass bei privaten Unternehmen die Gewinnmaximierung zu Lasten der Löhne gehe. Dagegen argumentiert der Omnisbusverband Nord, es gebe zu geringe öffentliche Zuschüsse.
Die nächste Verhandlungsrunde für die Busfahrer im öffentlichen Dienst beginnt am 17. Januar.