Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck hat im zweiten Quartal 2024 verstärkt Gegenwind in wichtigen Regionen, hauptsächlich Europa und Asien, zu spüren bekommen. Und muss daher seine Umsatz- und Gewinnprognosen für 2024 nach unten korrigieren und in manchen deutschen Werken Kurzarbeit einführen.
Der Konzernumsatz lag im zweiten Quartal mit 13,3 Milliarden Euro leicht unter Vorjahresniveau (Q2 2023: 13,9 Milliarden Euro). Das bereinigte Konzern-Ebit belief sich auf 1,17 Milliarden Euro (Q2 2023: 1,43 Milliarden Euro). Im Industriegeschäft lag das bereinigte Ebit bei 1,16 Milliarden Euro (Q2 2023: 1,36 Milliarden Euro), die bereinigte Umsatzrendite bei 9,3 Prozent (Q2 2023: 10,3 Prozent).
Entsprechend des Rückgangs der Lkw-Märkte belief sich der weltweite Absatz des Unternehmens im zweiten Quartal auf 112.195 (Q2 2023: 131.888) Einheiten. Die Verkäufe von batterieelektrischen Fahrzeugen legten auf niedrigem absoluten Niveau um 69 Prozent auf 648 Einheiten zu (Q2 2023: 383).
Daimler Truck hatte auf Grund der negativen Auswirkungen der aktuellen Markt- und Wirtschaftslage in China den At-equity-Buchwert des chinesischen Joint Ventures BFDA (Beijing Foton Daimler Automotive) vollständig wertberichtigt. Daraus folgt eine nicht zahlungswirksame Ergebnisbelastung i.H.v. 120 Millionen Euro im zweiten Quartal, die das bereinigte Ebit des Segments Trucks Asia sowie des Industriegeschäfts beeinträchtigt. Ohne diesen Sondereffekt würde die bereinigte Umsatzrendite des Industriegeschäfts von 9,3 Prozent im zweiten Quartal 10,2 Prozent betragen, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung.
„Daimler Truck hat im zweiten Quartal auf Konzernebene ein insgesamt solides Ergebnis erzielt. Ohne den negativen Einmaleffekt aus der Wertberichtigung in China wäre unsere bereinigte Umsatzrendite im Industriegeschäft erneut zweistellig gewesen“, sagt Martin Daum, Vorstandsvorsitzender von Daimler Truck. „Die Segmente Trucks North America und Daimler Buses haben sich mit Rekordmargen hervorragend entwickelt“.
Allerdings habe sich die Nachfrage in wichtigen Lkw-Märkten, insbesondere in Asien und Europa, abgeschwächt, „so dass wir stärkerem Gegenwind ausgesetzt sind“, so Daum weiter. „Dies spiegelt sich auch in unserer aktualisierten Prognose für das Gesamtjahr wider, die eine bereinigte Umsatzrendite im Industriegeschäft von 8 bis 9,5 Prozent vorsieht. Das stellt uns nicht zufrieden. Wir werden als Team mit voller Kraft daran arbeiten, 2024 zu einem weiteren guten Jahr für Daimler Truck zu machen.“
China setzt auf billiges Gas aus Russland
Die Segmente Trucks North America und Daimler Buses haben mit Rekordergebnissen im zweiten Quartal ihre Profitabilität weiter gesteigert. Die Ergebnisse von Trucks North America wurden dabei durch eine verbesserte Preisdurchsetzung sowie vorteilhafte Effekte aus der Absatzstruktur unterstützt. Im Segment Daimler Buses trugen ein deutlich höherer Absatz gegenüber dem Vorjahr, eine verbesserte Preisdurchsetzung sowie Effekte aus der Absatzstruktur zu positiven Gesamtergebnissen bei.
Das Marktumfeld in den Lkw-Kernmärkten in Europa entwickelte sich herausfordernder und sorgte für mehr Gegenwind beim Segment Mercedes-Benz. Ein deutlich geringeres Absatzvolumen insbesondere in der Region EU30, ungünstige Effekte aus dem Absatzmix und eine Unterauslastung in der Produktion führten bei Mercedes-Benz zu insgesamt rückläufigen Ergebnissen.
Daum begründete die schwachen Zahlen aus China damit, dass das Land derzeit viel billiges Erdgas aus Russland abnehme, was sich auch in den Verkäufen bei der Antriebstechnik bemerkbar mache: „Der chinesische Markt wird derzeit von Erdgas dominiert“, sagte Daum dem Manager Magazin zufolge. „Wir sind der König bei Diesel, aber nicht bei Erdgas.“
Kurzarbeit, damit die Dividende stimmt
Daimler Truck hat die Gesamtjahresprognose für das Jahr 2024 aktualisiert: Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Daimler Truck nun einen Absatz von 460.000 bis 480.000 Einheiten und einen Umsatz von 53 bis 55 Milliarden Euro. Das Konzern-EBIT wird deutlich unter Vorjahresniveau erwartet; das bereinigte Konzern-EBIT leicht unter Vorjahresniveau.
Für das Industriegeschäft erwartet Daimler Truck nun einen Umsatz von 50 bis 52 Milliarden Euro und eine bereinigte Umsatzrendite von 8 Prozent bis 9,5 Prozent. Der Free Cash Flow des Industriegeschäfts wird nun auf Vorjahresniveau erwartet.
„Wir können mit dem Ergebnis des zweiten Quartals nicht zufrieden sein“, sagt Eva Scherer, CFO von Daimler Truck: „Es ist uns bewusst, dass wir weitere strukturelle Maßnahmen zur Optimierung unserer Kostenbasis definieren und umsetzen müssen, um widerstandsfähiger zu werden. Wir werden sicherstellen, dass unsere Aktionäre weiterhin mit einer attraktiven Dividende und durch das laufende Aktienrückkaufprogramm von den soliden Ergebnissen auf Konzern-Ebene profitieren werden.“
Daum kündigte laut Manager Magazin zur Kosteneinsparung und als Reaktion auf die gesunkenen Verkaufszahlen in Europa Kurzarbeit in deutschen Werken ab September an, zunächst im großen Werk in Wörth. Für eine Einschätzung, wie viele Beschäftigte oder welche weiteren Werke betroffen sein könnten, sei es jedoch noch zu früh. Kurzarbeit sei bereits die dritte Maßnahme, um auf den schwächelnden Absatz zu reagieren: Im April habe der Konzern bereits Leiharbeit zurückgefahren, auch flexible Arbeitszeitkonten habe man schon in Anspruch genommen. Zudem gelte ein „sehr strikter Einstellungsstopp“.
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