Windrose Technology, ein vor zwei Jahren gegründeter chinesischer E-Lkw-Hersteller, will künftig auch in den USA und Europa produzieren. Laut Gründer und CEO Han Wen plant Windrose ein Montagewerk im US-Bundesstaat Georgia sowie ein weiteres in Belgien.
Das sagte der Manager im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach soll das Werk in Georgia Fahrgestelle und andere Fahrzeugteile aus chinesischer Produktion nutzen, um die Elektro-Lkw für den US-Markt zu liefern. Jeder Lkw soll Batterien von mehr als 700 kWh erhalten, die Reichweite bei voller Beladung (Gesamtgewicht: 49 Tonnen) soll über 670 Kilometer oder 418 Meilen betragen.
Damit zielt der E-Lkw von Windrose klar auf den Markt, den zum Beispiel Tesla auch mit dem Semi bedienen will. Von dem E-Lkw hatte Tesla bis April nur 36 der einst schon für 2017 versprochenen 100 Fahrzeuge für PepsiCo ausgeliefert. Dazu kommt: Mit einem Kaufpreis von angeblich rund 250.000 Dollar ist der Windrose deutlich günstiger.
Windrose liegen laut Han bereits Aufträge über 6.400 Fahrzeuge vor, die in den kommenden drei Jahren gebaut und ausgeliefert werden sollen. „Der Großteil“ dieser Aufträge stamme von US-Kunden, eine genaue Zahl wollte Han jedoch nicht nennen – wohl aber einen Namen. „Viele unserer Kunden sind US-Unternehmen, zum Beispiel Nike … und wir können sie auf ihrem Heimatmarkt bedienen“, zitiert Reuters den Manager. „Der US-Markt ist chinesischen schweren Elektro-Lkw gegenüber aufgeschlossen, da die Zölle auf importierte Lkw viel niedriger sind als die auf Pkw.“
Das ist ein wichtiger Punkt: Bei den Elektro-Pkw hat die US-Regierung mit hohen Sonderzöllen extreme Markteintrittshürden für chinesische Hersteller geschaffen – aufgrund des Zoll-bedingten Aufpreises wären sie kaum konkurrenzfähig. Bei den Lkw gibt es diese Sonderzölle jedoch nicht, weshalb auch chinesische Unternehmen in den USA zu konkurrenzfähigen Preisen bauen und verkaufen können.
Ähnlich ist die Lage in Europa, wo die EU Sonderzölle von bis zu 37,6 Prozent auf Elektroautos chinesischer Hersteller erhebt. Laut Han sei das ein „gerechtfertigter Schritt“, da die EU eine Lieferkette für Elektrofahrzeuge in Europa aufbauen wolle, ähnlich wie China es in den letzten Jahrzehnten getan habe. „Belgien unterstützt uns und führt uns in die Region ein, so wie Shanghai es für Tesla getan hat“, berichtet der Windrose-CEO. Was bei der geplanten Europa-Expansion ebenfalls helfen könnte: Windroses Batterielieferanten CALB und Eve Energy bauen Zellfabriken in Europa.
In China verfügt das Unternehmen über keine eigene Produktion. Mit einem Team von rund 140 Personen entwirft und entwickelt Windrose Technology die Fahrzeuge, hergestellt werden sie aber im Auftrag bei Anhui Jianghuai Automobile und Higer Bus. Im August soll die erste Charge der E-Lkw in China ausgeliefert werden.