Prozess Ein Brüderpaar aus Polen wird in Ulm zu Haftstrafen verurteilt. Allein in einer Nacht zählte die Polizei 21 Brummi-Aufbrüche in der Region
Rund eine Viertel Million Euro beträgt der Gesamtschaden, den ein polnisches Brüderpaar über Jahre hinweg angerichtet hat, als es in ganz Europa Lastkraftwagen hochprofessionell aufbrach und Ersatzteile abmontierte. Diese verkauften die beiden an einen Litauer, der das wertvolle Diebesgut gewinnträchtig in seine Heimat verschob.
Weil sie auch im Ulm/Neu-Ulmer Raum aktiv waren, wo ihnen die Kriminalpolizei auf die Schliche kam, mussten sie sich jetzt wegen besonders schweren gewerbsmäßigen Diebstahls vor dem Landgericht Ulm verantworten. Nach mehrtägiger Verhandlung wurden der 29-jährige Hauptangeklagte und sein Bruder als Mittäter zu Freiheitsstrafen von fünfeinhalb beziehungsweise viereinhalb Jahren verurteilt.
Das Brüderpaar ging stets nach dem gleichen Schema vor und reiste mit gefälschten Papieren und Kennzeichen mit einem als Servicewagen getarnten Transporter in europäische Länder, bevorzugt aber nach Deutschland, wo sie von Ulm bis Oldenburg Lkw-Niederlassungen, Baustellen und – wie in Dornstadt – Autobahnmeistereien abklapperten, nachts dann die ausgespähten Lastkraftwagen aufbrachen und alles Wertvolle abmontierten, was eigentlich niet- und nagelfest war. Doch mit hochprofessionellen Werkzeugen lösten die Täter ganze Karosserie- und Ersatzteile, Computerkomponenten, Entsperrungsmodule, Kartenlesegeräte und vieles mehr aus ihren Verankerungen und luden die Beute in einen vorher gestohlenen Lkw um, mit dem sie dann nach Polen fuhren, wo der Abnehmer schon auf die Ware wartete.
Allein in einer Nacht, so listete der Staatsanwalt bei der Verlesung der umfangreichen Anklageschrift auf, sind im Ulmer Raum einmal 21 Laster aufgebrochen worden. Die Beute fuhren die beiden Männer mit einem Sattelschlepper davon, den sie vor dem Beutezug gestohlen hatten. 18 kaltschnäuzige Diebstähle solcher Art listete der Anklagevertreter zu Beginn der Landgerichtsverhandlung auf.
Die beiden polnischen Brüder bestätigten von Anfang an die erhobenen Vorwürfe, zumal diese vermutlich nur die Spitze des Eisberges sein könnten, weil vor allem der jüngere Bruder in ganz Europa unterwegs war und über Jahre von den Verkäufen nach Litauen gut leben konnte. Erst in letzter Zeit bis zur Verhaftung nahm er seinen Bruder mit auf die Diebesfahrten, nachdem dieser unter falscher Identität eine Gefängnisstrafe in Frankreich abgesessen hatte und jetzt ohne einen Pfennig Geld dastand. Die Kripo fahndete in ganz Deutschland nach den Tätern, doch erst in Ulm gingen die „hochprofessionellen Diebe“, so der Vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung, der Polizei ins Netz. Hier konnten sie über Fingerabdrücke und Fotos identifiziert werden.