Erster Elektro-Lkw im Landkreis Biberach: Das sind die Erfahrungswerte

Bei der Verpackungsfirma Walz in Ittenhausen ist landkreisweit der erste E-Lkw im Einsatz. Doch wie steht es um die Reichweite und Kosten? Und wie finden die Fahrer das Gefährt?

Die geringe Reichweite von Elektroautos zählt in Deutschland immer noch zu den Hauptgründen, weiterhin mit herkömmlichen Antrieben zu fahren. Das gilt besonders im Güterverkehr, wo oft größere Strecken zurückgelegt werden müssen.

Dass es trotzdem funktionieren kann, zeigt die Firma Walz Verpackungen aus Ittenhausen bei Langenenslingen. Dort ist seit einer Woche ein Lkw mit Elektroantrieb im Einsatz. Er gilt als erster dieser Art im Landkreis Biberach.

Umweltaspekt auch im Fuhrpark

Völlig lautlos fährt der blaue Volvo FH Electric mit dem zweiachsigen Auflieger auf dem Werksgelände der Firma Walz an. „Uns liegt Nachhaltigkeit am Herzen“, erklärt Betriebsleiter Stefan Göbel, wie es dazu kam.

Das Unternehmen habe sich deshalb ganz bewusst aus Gründen mit dem Elektroantrieb beschäftigt. „Wir verwenden in unserer Produktion zum Beispiel zu 80 Prozent recycelte Wellpappe, den Umweltaspekt wollten wir deshalb auch in den Fuhrpark einfließen lassen.“

Ausschließlich Tagestouren

Hinzu kam, dass die Rahmenbedingungen für die Anschaffung eines Elektro-Lkw bei Walz sehr gut seien, so Göbel weiter. Der gesamte Fuhrpark aus aktuell neun Lkw fahre mit höchstens acht Tonnen Ladung, was an den Eigenschaften der Wellpappe liege.

Zudem handele es sich ausschließlich um Tagestouren, so dass ein Lkw am Abend wieder auf dem Werksgelände stehen und direkt an der Laderampe geladen werden könne. Gleichzeitig verfügt Walz auch über eine eigene Photovoltaikanlage. „Damit waren die Voraussetzungen gegeben, dass wir auch den Strom nachhaltig erzeugen können“, sagt er.

„Gerade für unsere Tour zwischen Ittenhausen und dem 150 Kilometer entfernten Stammwerk im österreichischen Frastanz haben wir uns umgeschaut, ob es nicht schon einen geeigneten Lkw für diese Distanz auf dem Markt gibt.“ Bei Recherchen nach einem geeigneten Fahrzeug ist das Unternehmen dann auf Volvo gestoßen. „Dann war klar, dass wir ihn haben wollten.“

Drei Elektromotoren mit 666 PS

Thomas Diem, zuständig für Neufahrzeuge in der Lkw-Sparte von Volvo, war für den Verkauf verantwortlich. Er erklärt die technischen Daten des Volvo: „Das zulässige Gesamtgewicht des Lkw samt Auflieger liegt bei 42 statt üblicherweise 40 Tonnen. Der Gesetzgeber hat die zusätzlichen zwei Tonnen genehmigt, weil die Akkus so viel wiegen.“ Die Reichweite mit der bei Walz üblichen Beladung liegt bei rund 350 Kilometer.

Der Akku hat eine Kapazität von 540 Kilowattstunden und wird wie auch bei E-Autos zur Schonung des Akkus nur zu rund 70 Prozent geladen. Die Ladezeit an der hauseigenen Ladesäule dafür beträgt zweieinhalb Stunden. Als Antrieb dienen drei Elektromotoren, die insgesamt 666 PS liefern. Anders als die meisten E-Autos besitze der Volvo ein Getriebe mit zwölf Gängen, wie es auch bei Lkw mit Verbrennungsmotor zum Einsatz kommt, so Diem.

Fußgänger Pfeifen hören

Und wie finden die Fahrer bei Walz das neue Mitglied im Fuhrpark? Natürlich sei ein V8-Motor der Traum eines jeden Lkw-Fahrers, erklärt der Betriebsleiter. Die meisten seien dann aber von der lautlosen Fortbewegung positiv überrascht. „Ein Fahrer sagte neulich, er habe beim Warten an der Ampel sogar das Pfeifen eines Fußgängers hören können.“

Im täglichen Umgang mit dem Lkw gebe es für die Fahrer aber überhaupt keinen Unterschied. Lediglich auf großes Interesse am Fahrzeug bei anderen Lkw-Fahrern und belieferten Firmen müssten sie sich einstellen. „Schließlich haben wir den ersten E-Lkw im Landkreis Biberach und wahrscheinlich auch darüber hinaus“, sagt Göbel.

Deutlich geringere Betriebskosten

Die Kosten für den E-Lkw sind auf den ersten Blick deutlich höher als für eine herkömmliche Zugmaschine, mit rund 300.000 Euro kostet er etwa zweimal so viel . Trotzdem ist Göbel überzeugt, dass sich die Investition lohnt. „Momentan sind E-Lkw von der Maut befreit, somit sparen wir auf jeden Fall 34 Cent pro Kilometer. Auch die Betriebskosten fallen durch die eigene Stromerzeugung fast zur Gänze weg und die Wartungskosten sind deutlich niedriger.“

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