Bald könnten Mega-LKW durch Kärnten fahren

Kärnten – Ein dreiachsiger Lkw mit 26 Tonnen belastet die Straße so stark wie rund 25.000 Auto, ein vierachsiger Lkw mit 40 Tonnen sogar so stark wie 60.000 Pkw, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ (VerkehrsClub Österreich) aufmerksam. Die Folge sind teure Straßenschäden, auch auf Gemeinde- und Landesstraßen. Nun droht durch die Zulassung sogenannter Gigaliner auf EU-Ebene eine noch stärkere Belastung von Österreichs Straßen.

Gerade für das Gebirgsland Österreich mit seinen vielen Brücken und Tunneln würde das massive zusätzliche Kosten mit sich bringen. Der VCÖ fordert ein Nein Österreichs zur Zulassung überdimensionierter Lkw. Zudem braucht es mehr betriebliche Gleisanschlüsse in Österreich, um die Landes- und Gemeindestraßen zu entlasten.

“Lkw sind der entscheidende Faktor bei der Straßenabnützung”

“Lkw sind der entscheidende Faktor bei der Straßenabnützung. Der in den vergangenen 20 Jahren massiv gestiegene Lkw-Verkehr hinterlässt auf Österreichs Straßen Spuren”, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger und verdeutlicht das mit Zahlen. Schon ein kleinerer Lkw mit 12 Tonnen und zwei Achsen nutzt die Straße etwa so stark ab wie 4.000 Pkw mit 1,5 Tonnen. Ein 26-Tonner mit drei Achsen nützt die Straßen so stark ab wie 25.000 Pkw und ein klassischer Transit-Lkw, ein 40-Tonner mit vier Achsen, belastet die Straße sogar so stark wie 60.000 Pkw. Das Straßennetz Österreichs hat eine Länge von rund 128.000 Kilometer. Davon sind fast 92.000 Kilometer Gemeindestraßen, 33.800 Landesstraßen und 2.300 Kilometer Autobahnen und Schnellstraßen – mit in Summe 592 Tunneln und 23.009 Brücken.

Kosten könnten massiv ansteigen

Lkw verursachen für die Infrastruktur neben den gewichtsbedingten Mehrkosten aufgrund der höheren Achslasten, auch dimensionsbedingte Mehrkosten, weil sie breitere Straßenquerschnitte benötigen. Kosten, die nun durch eine Entscheidung auf EU-Ebene massiv ansteigen könnten: Es droht die EU-weite Zulassung von schwereren und längeren Lkw. “Gerade für das Transitland und Gebirgsland Österreich mit seinen zahlreichen Brücken und Tunneln hätte diese Zulassung massive Auswirkungen. Hier würde eine regelrechte Kostenlawine losgetreten werden”, macht VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf die Folgen aufmerksam. Der Versuch, überdimensionierte Lkw EU-weit fahren zu lassen, wird perfiderweise mit einer höheren Effizienz argumentiert: Größere Lkw könnten mehr Güter transportieren, weniger Lkw wären nötig. “Ein Trugschluss. Denn wenn ein Lkw mehr Güter transportieren kann, sinken pro transportierter Tonne die Kosten des Lkw-Transports. Der Kostenvorteil führt wiederum zu einer Verlagerung von der Schiene auf die Straße und damit erst wieder zu mehr Lkw-Verkehr”, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

VCÖ fordert:

Der VCÖ fordert daher den vollen Einsatz der Bundesregierung und von Österreichs Abgeordneten des Europa-Parlaments, um die EU-weite Zulassung überdimensionierter Lkw zu verhindern. Zudem braucht es verstärkte Maßnahmen innerhalb Österreichs, um die von Lkw verursachten Straßenschäden auf den Gemeinde- und Landesstraßen zu reduzieren. “Die wirksamste Maßnahme sind betriebliche Gleisanschlüsse dort, wo bahnaffine Güter hergestellt beziehungsweise angeliefert werden. Das entlastet die Straßen, die Bevölkerung und die Umwelt”, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. In Oberösterreich vermeidet beispielsweise die Firma Bernegger durch ihre Anschlussbahn in Spital am Pyhrn 12.500 Lkw-Fahrten pro Jahr, im Tiroler Zillertal vermeidet Binderholz durch die Verlagerung auf die Bahn 20.000 Lkw-Fahrten pro Jahr, in der Steiermark vermeidet Wenzel Logistik 15.000 Lkw-Fahrten pro Jahr. Der VCÖ fordert eine stärkere Förderung für Unternehmen für die Errichtung von betrieblichen Gleisanschlüssen. VCÖ-Factsheet: https://vcoe.at/publikationen/vcoe-factsheets/detail/strassenschaeden-durch-lkw-verursachen-hohe-kosten

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