Etwa 100 Menschen haben am Freitag mit einer Demonstration in Breitenfelde die Ortsdurchfahrt der L200 lahmgelegt. Sie wollen damit ein Zeichen setzen: gegen den Lkw-Verkehr auf ihrer Dorfstraße.
Alfred Albrecht steht an der Dorfstraße in Breitenfelde (Kreis Herzogtum Lauenburg), an manchen Stellen ist sie unter sechs Meter breit. „Das ist ein Gefahrenpunkt ohne Ende. Es kann hier täglich zu einer Situation kommen, die wir nicht wollen.“ Neben der Straße müssen sich Fußgänger den einen Meter breiten Gehweg mit Fahrradfahrenden teilen – alles ganz schön eng. Kommen sich hier zwei Lkw entgegen, weichen sie teilweise auf den Gehweg aus. Albrecht ist Gründungsmitglied der „Bürgerinitiative Dorfstraße Breitenfelde“, die das für gefährlich hält. Viele Breitenfelder sehen das genauso. Etwa 100 von ihnen verschafften sich am Freitag mit einer Demonstration im Ort Gehör – und legten damit für kurze Zeit auch die Dorfstraße lahm.
Jeden Tag befahren 600 Lkw die Dorfstraße
Um von der A24 zur B207 zu kommen, wählen viele Lkw-Fahrende den Weg über die Dorfstraße durch Breitenfelde. Die sei allerdings nicht für diese Art von Verkehr ausgelegt, sagen die Anwohnenden. Denn sie ist nicht nur zu schmal, auch ihr Alter spielt eine Rolle: Unter der Fahrbahndecke der 800 Jahre alten Straße liegt Kopfsteinpflaster – eine Konstruktion, die durch ständigen Schwerlastverkehr immer wieder beschädigt wird. Seit Jahren fahren auf dieser Strecke täglich etwa 600 Lkw durch Breitenfelde, sie machen zehn Prozent des Durchgangsverkehrs aus.
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Regelmäßig kommt es zu Unfällen
In der Vergangenheit gab es hier schon mehrfach Vorfälle mit Lkw-Beteiligung. Eine Kastanie musste gefällt werden, nachdem ein Lkw sie gerammt hatte. Im vergangenen Jahr verlor ein 40-Tonner gesundheitsgefährdendes Zinkoxid auf der Dorfstraße. Auch Heiko Hildebrandt wurde fast von einem Lastwagen erfasst, der von der Straße abgekommen war. „Plötzlich waren Schleifgeräusche zu hören. Dann habe ich mich umgedreht, da kam direkt auf dem Bürgersteig an der Mauer ein Lkw keine zwei Meter hinter mir zu stehen.“
Besonders Kinder sind gefährdet
All das ist geschehen in unmittelbarer Nähe zum örtlichen Kindergarten. Der liegt an einer besonders schmalen Stelle der Dorfstraße. Gerade entsteht in Breitenfelde ein Kindergarten-Neubau, genauso wie ein Sportplatz – beide ebenfalls über die Dorfstraße zu erreichen. Ein zusätzliches Problem, sagt Alfred Albrecht: „Da stehen einem die Haare zu Berge, man darf da nicht drüber nachdenken. Man hat wirklich nur Angst, dass hier demnächst was passieren könnte. Weil auch die Kinder zum Sportplatz immer mit dem Fahrrad fahren.“
Bürgerinitiative will Durchfahrtsverbot
Die Anwohnenden sorgen sich nun: um die Verkehrssicherheit, um die Lärmbelastung, um die Gesundheit ihrer Kinder. Sie haben sich zu der Bürgerinitiative zusammengeschlossen und wollen ein Durchfahrtsverbot von Fahrzeugen über 7,5 Tonnen über die Dorfstraße erreichen. Holger Harenberg von der Bürgerinitiative wünscht sich, dass der Lkw-Verkehr in Hornbek nicht Richtung Breitenfelde von der Autobahn abfahren darf und die Lkw so den Weg über Talkau und die Bundesstraße 207 nehmen müssen. Die Lkw würden dann zwar immer noch durch Breitenfelde fahren, aber auf einer breiteren Straße – und weit weg vom Kindergarten. Ähnliche Lkw-Durchfahrtsverbote gibt es bereits in Lauenburg und Mölln.
Kreis beruft sich auf rechtliche Lage
Der zuständige Kreis Herzogtum Lauenburg erkennt in Breitenfelde jedoch keine Ausnahmesituation. Mit den Argumenten der Bürgerinitiative müsste man den Durchgangsverkehr auf allen Straßen verbieten. „Da es sich bei der Dorfstraße weder um einen Unfallhäufungspunkt handelt noch die Straße baulich ungeeignet ist oder aus Lärmschutzgründen eine Tonnagebegrenzung erforderlich ist und der Lkw-Verkehr im Gegensatz zum allgemeinen Trend hier sogar rückläufig ist, kann die Verkehrsaufsicht des Kreises kein Lkw-Durchfahrtsverbot anordnen“, so ein Sprecher des Kreises. Alfred Albrecht ist empört, dass es erst schwere Unfälle geben müsse, bevor sich in Breitenfelde etwas ändere.
Keine Lkw – zumindest für ein paar Momente
Die Bürgerinitiative hat deshalb Unterschriften gesammelt. Mehr als 400 Menschen haben bisher die entsprechende Petition im Internet unterschrieben, dazu kommen mehr als 600 analoge Unterschriften. Die wollen sie dem Verkehrs-Staatssekretär Tobias von der Heide übergeben, wenn er am 29. März zum Ortstermin in Breitenfelde ist.
Die Breitenfelder hoffen, dass der Kreis seine Einschätzung anschließend noch einmal überdenkt – und Lkw in Zukunft gar nicht mehr über die Dorfstraße rollen. An diesem Freitag sind es aufgrund der Demonstration zumindest ein paar Momente.