Egal, ob wegen Corona die Kreuzfahrten zurückgehen, ob wegen des Kriegs in der Ukraine plötzlich alles anders ist oder ob der ausbleibende Niederschlag den Rhein schrumpfen lässt: All das wirkt sich auf den Bayernhafen Passau aus. Wie genau das Weltgeschehen den Hafen beeinflusst hat, erläuterten Joachim Zimmermann, Geschäftsführer der Bayernhafen GmbH & Co. KG, und der Passauer Standortleiter Carsten Conrad am Dienstag in einem Pressegespräch.
„Die Häfen sind auch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft und der wirtschaftlichen Entwicklungen“ – so fasste Geschäftsführer Joachim Zimmermann die Herausforderungen des vergangenen Jahres zusammen. „Es gab konjunkturelle Eintrübungen und multiple Krisen, denen wir auch ausgesetzt waren.“
Die gute Nachricht zuerst: Eine Krise scheint überwunden, nämlich die Corona-Pandemie. Ihretwegen war die Kreuzfahrtschifffahrt brach gelegen, an der sich in Passau auch Bayernhafen in der Racklau mit ihrer sogenannten „weißen Flotte“ beteiligt. „Die Flusskreuzschiffahrt hat sich erholt“, sagte Standortleiter Carsten Conrad. 314 Flusskreuzfahrtschiffe haben ihm zufolge 2022 in der Racklau angelegt, 25,6 Prozent mehr als noch 2021. Damit sei zum ersten Mal die 300-Marke überschritten worden.
Schlechtere Nachrichten gab es für die „schwarze Flotte“, also den Gütertransport. Der Ukraine-Krieg habe für einen akuten Mangel an verfügbarem Schiffsraum – sprich: freien Transportschiffen – gesorgt, erklärte Zimmermann: „Es gab hohe Nachfrage, aber kaum Schiffsraum, weil viel davon an den Osten verkauft wurde, um Getreide aus der Ukraine zu bringen.“ Die übrigen Kapazitäten seien in Deutschland vor allem für die Energieversorgung gebunden gewesen: „Gefühlt transportiert alles, was schwimmt, Kohle.“
Parallel zu den vom Krieg verursachten Problemen sorgte auch die Natur für weitere. Das starke Niedrigwasser gerade im Rhein-Main-Gebiet hat laut Zimmermann dazu geführt, dass viele Schiffe nur zu einem Viertel beladen werden konnten. Die Situation der Donau sei allerdings weniger dramatisch gewesen. Dennoch ist der Schiffsgüterumschlag im Vergleich zu 2021 um 14,8 Prozent eingebrochen. 175087 Tonnen waren es 2022, aufgegliedert in Agrarprodukte (49,4 Prozent), Baustoffe, Steine und Erden (21,4 Prozent), Brennstoffe/Kohle (19,8 Prozent), Industrieanlagen (6,5 Prozent), Metalle und Metall-Erze (2,2 Prozent) und chemische Erze (0,6 Prozent). Als Hauptgründe für den Rückgang in Passau neben den deutschlandweiten Problemen nannte Carsten Conrad die schlechte Maisernte im trockenen, heißen Sommer sowie den geringeren Bedarf an Salz im milden, warmen Winter.
Fast unverändert blieb der Bahnverkehr 2022 im Vergleich zum Jahr davor mit 103051 Tonnen. Zusammengerechnet wurden im Passauer Bayernhafen also 278138 Tonnen Güter umgeschlagen. Die Durchschnittsbeladung eines 40-Tonner-Lkw betrage 17,3 Tonnen, erklärte Conrad. „Durch den Bayernhafen Passau werden jedes Jahr 16077 Lkw-Fahrten und rund 19150 Tonnen Treibhausgase eingespart.“
Conrad und Zimmermann blickten auch auf die Pläne im Jahr 2023 voraus. In der Racklau stehe die Neuorganisation des Kai-Gebiets an, „die Versorgung mit Landstrom soll noch heuer stattfinden“, bekräftigte der Standortleiter. Dem Umweltschutz und Interessen der Stadt und hiesiger Organisationen wie der DLR solle dabei Rechnung getragen werden. Ein Hauptfokus soll laut Zimmermann auf dem Ausbau des „Bayernhafen-Energiehubs“ liegen. Die Lagerkapazität für Holzpellets – derzeit drei Silos mit 8500 Kubikmetern Fassungsvermögen – soll verdoppelt werden. Bayernhafen stehe auch in engem Austausch mit Passauer Firmen, um die Wasserstoff-Infrastruktur voranzubringen. Noch sei aber unklar, welche Trägerflüssigkeit, in der der Wasserstoff für den Schiffstransport gebunden wird, verwendet werden soll.
„Auf 2023 schauen wir absolut zuversichtlich“, bilanzierte Conrad. „Wir haben eine nachhaltige Ausrichtung und sind für die Veränderungen gewappnet.“