In Nürnberg liefern bald vier Wasserstoff-Lastwagen

Noch im März werden vier Wasserstoff-Lkw die Nürnberger Filialen einer Drogeriemarkt-Kette klimaschonend beliefern. Ein Pilotprojekt, das auf vier Jahre angelegt ist. Doch schon zum Start ist ein Problem zu sehen: Es gibt nicht genügend Tankstellen.

Die vier Lastwagen, die am Mittwoch auf dem Gelände einer Nürnberger Spedition vorgestellt wurden, sehen aus wie ganz normale Lastwagen: sechs große Räder, dicke Rückspiegel und ein mannshoher Kühlergrill. Doch die vermeintliche Normalität täuscht. Denn hinter dem Führerhaus verstecken sich vier Wasserstofftanks, die mit Brennstoffzellen betrieben werden. Ein seltener Anblick auf Bayerns Straßen. Geht es nach der Nürnberger Spedition Amm, sollen so die Zukunft der Logistik aussehen. Denn diese Lkw stoßen nur Wasserdampf und keine giftigen Abgase mehr aus.

Wasserstoff als Zukunft der Lieferketten

Die Nürnberger Spedition Amm, das Logistikunternehmen DSV und die Drogeriemarktkette „dm“ haben sich für ein vierjähriges Pilotprojekt zusammengeschlossen. Die vier Wasserstoff-Laster sollen die 17 dm-Filialen in Nürnberg beliefern. Im Laufe der Jahre möchten die Beteiligten Erfahrungen sammeln, wie Logistikprozesse und Lieferketten nachhaltiger gestaltet und klimaschädliche Emissionen reduziert werden können.

Hohe Kosten, durch teure Umbauten

Auf der Front der vier Lastwagen prangt das Logo des koreanischen Automobilherstellers Hyundai. Laut Christoph Werner, Geschäftsführer bei dm, habe er in der Vorbereitung des Projekts bemerkt, dass die deutschen Nutzfahrzeug-Zulieferer beziehungsweise -hersteller noch nicht so weit seien, um Speditionsfirmen mit Brennstoffzellen-Lkws zu beliefern.

Denn derzeit gäbe es sie nicht vom Band. Sie müssten teuer vom Diesel-Laster zum Brennstoffzellen-Lkw umgebaut werden, so Werner. In etwa 800.000 Euro bis eine Million Euro koste ein Wasserstoff-Lkw – das Doppelte eines Diesel-Lasters.

Logistikbranche muss handeln

Peter Fog-Petersen von DSV bezeichnete die Einführung des Wasserstoff-Lkw als „besonderen Moment“. Insgesamt beliefert das Unternehmen mehr als 2.000 dm-Filialen deutschlandweit. Schon in sieben Jahren muss die Logistik-Branche die Emissionen laut Pariser Klimaschutzabkommen um 55 Prozent senken. Da sei es nötig, einen Beitrag zur grünen Logistik zu leisten, so Fog-Petersen. Aber auch angesichts der hohen Anschaffungskosten fordert er mehr politische Unterstützung. „Ein solches Pilotprojekt ist ohne Förderung nicht möglich. Die Politik muss weiterhin die Struktur für nachhaltige Lkw fördern und unterstützen“, meint Fog-Petersen.

Aiwanger fordert mehr Tempo

Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) befürwortet das Pilotprojekt. Gleichzeitig fordert er mehr Tempo von der Bundesregierung. „Die Lkw sind da, die Technik ist da, aber die Politik blockiert. Wir warten auf Förderbescheide aus dem Bundesverkehrsministerium für Wasserstofftankstellen“, sagte er.

Denn ein großes Problem stellen momentan noch die fehlenden Tankstellen und der mangelnde Wasserstoff dar. Aiwanger hat sich als Ziel gesetzt, in Zukunft eine Tankstelle in jede Region zu bringen. Er sagt außerdem: „Es darf nicht bei vier Lkw bleiben. Für eine Verkehrswende brauchen wir hunderttausend in Bayern!“

Fehlende Tankstellen sind ein logistisches Problem

In der Region Nürnberg sind die Tankstellen eher rar, denn bisher können die vier Brennstoffzellen-Lkw nur in Erlangen betankt werden. Stefan Raum, der kaufmännische Leiter der Spedition Amm, ist sich sicher, dass es mehr Tankstellen gäbe, wenn auch mehr Wasserstoff-Lkw unterwegs wären. Oder wie er es sagt: „Wir schaffen durch Nachfrage Angebot“. Aktuell müssten die Lastwagen zum Tanken nach Erlangen fahren und danach wieder zur Lieferung nach Nürnberg.

„Diese Zeit können wir uns sparen, wenn wir hier unsere Tankstelle haben. Deswegen brauchen wir noch andere Unternehmen die uns folgen, denn umso erfolgreicher wird das Projekt sein.“ Stefan Raum, kaufmännischer Leiter der Amm Spedition

So funktioniert eine Brennstoffzelle
Bei den Lkw der Zukunft wird Wasserstoff getankt. Dieser reagiert, in einer Brennstoffzelle mit Sauerstoff und produziert so elektrischen Strom, der wiederum den Motor antreibt. Die einzige Emission, die dabei entsteht: Wasserdampf. So sollen die Wasserstoff-Lkw besonders im Schwerverkehr zur klimafreundlichen Alternative für Diesel-Antriebe werden.

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