Es sollte eine Revolution im Wohnungsbau werden, erwies sich aber als Flopp und landet jetzt im Museum. Ein Bungalow, 1966 aus Stahl-Fertigteilen gebaut, wird am Dienstag in einer spektakulären Nacht-Aktion ins Dortmunder Hoesch-Museum gebracht.
Von Kay Bandermann
Hintergrund dieser Geschichte: 1962 stellte das Stahlunternehmen Hoesch aus Dortmund bei der Hannover-Messe erstmals ein Fertighaus aus eigens entwickelten Stahlbauelementen vor. Flexibel von Zuschnitt und Größe, fix aufgebaut und modern im Design.
Doch die Idee kam am Markt nicht an. „Zu teuer und zu innovativ im Design“, sagt Isolde Parussel, Leiterin des Hoesch-Museums. „Die Idee war ihrer Zeit einfach um Jahrzehnte voraus.“
Minus-Geschäft: nur 200 verkaufte Häuser
Ganze 200 Häuser wurden verkauft – nur wenige Dutzend existieren noch. Eines davon auf Mallorca, ein weiteres in der Schweiz, die übrigen über Deutschland verteilt. Viele Eigentümer bauten die Häuser aus, modernisierten Heizung und Fassaden.
Der Bungalow im Dortmunder Süden ist eines der wenigen Häuser im Originalzustand. Und deshalb so interessant für die Museumsleute. „Die Innengestaltung zeigt den modernen Aufbruch-Stil der 1960er Jahre“, sagt Isolde Parussel.
Eine Million Euro Fördergelder
Die Planungen für den Umzug, die sogenannte „Translozierung“, laufen seit gut fünf Jahren, die Vorbereitungen für den Transport begannen schon vor ein paar Wochen. Der 141 qm große Bungalow wurde getrennt, die beiden Hälften sind 16 und 13 Tonnen schwer.
Rund eine Million Euro kostet das Umzugsprojekt. Das Geld kommt von diversen Stiftungen, aber auch das Land NRW, die Stadt und Thyssenkrupp sind beteiligt.
„Bilder mussten angeklebt werden.“
Der nächtliche Spezialtransport bedeutet für Barbara Woerner, Abschied zu nehmen. Sie wurde hier bis zum Abitur mit vier weiteren Geschwistern groß. Ihre Eltern waren die letzten Bewohner des Hauses, das zuletzt über Jahre leer stand.
Barbara Woerner erinnert sich noch gut an die Lästereien einer Tante: „Wer will denn in so einer ‚Blechkiste‘ leben?“. Und ihr Bruder Ernst erinnert sich: „Nägel in die Wand zu hauen, war nicht möglich. Bilder mussten angeklebt oder mit Magneten festgemacht werden.“
Neu-Eröffnung: Ende 2023
Für den Schwertransport quer durch Dortmund sperrt die Polizei mehrere Straßen. An besonders engen Stellen müssen Straßenschilder und gegebenenfalls auch Ampeln abmontiert werden. Geht alles glatt, erreicht der Konvoi nach spätestens drei Stunden das Gelände der früheren Westfalenhütte.
„Das ist für das Stahl-Haus eine Art „Heimkehr“, sagt Isolde Parussel, die Leiterin des Hoesch-Museums. An seinem neuen Standort wird das Haus restauriert und für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Die Neu-Eröffnung ist für Ende 2023 geplant.