Zu wenige Parkplätze: Viele Lkw müssen im Halteverbot parken

Weil es zu wenig Parkplätze an Autobahn-Raststätten gibt, müssen viele Lkw-Fahrer im Halteverbot parken, um ihre Ruhezeiten einzuhalten. Der ADAC und der Logistikverband fordern den Aus- und Neubau von Lkw-Stellplätzen.

Viele Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen parken ihre Lastwagen im Halteverbot. Das zeigt ein Test des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC). An sechs geprüften Raststätten in Schleswig-Holstein parkten demnach 32 Lastkraftwagen im absoluten Halteverbot oder auf nicht für sie freigegeben Pkw-Parkflächen. Außerhalb der markierten Parkflächen, also etwa in der Fahrgasse, standen 43 Lastwagen. Immerhin: Keiner der Lastwagen hielt in einer Ein- oder Ausfahrt oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn. Das war bei dem Test in Hamburg anders: In Hamburg-Stillhorn an der Autobahn 1 hatten zum Zeitpunkt der Zählung sechs Fahrerinnen und Fahrer ihren Lkw in dem höchst gefährlichen Bereich, also einer Ein- oder Ausfahrt oder dem Seitenstreifen, abgestellt.

Rainer Pregla, Sprecher des ADAC in Schleswig-Holstein, reagiert besorgt auf diese Entwicklung: „Das Ganze wird deshalb gefährlich, weil falschparkende Lkw zu massiven Unfallsituationen und Gefahrensituation führen. Sei es, dass Zufahrten versperrt sind, sei es, dass beim Rangieren meist in den Abend oder Nachtstunden dann Pkw in die Lkw hineinfahren.“

Pausenzeit wird per Chipkarte überprüft

Der Grund dafür, dass die Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen falsch parken, ist offenbar, dass es zu wenige Parkplätze an den Autobahn-Raststätten gibt. Viele Fahrer und Fahrerinnen stünden täglich unter Stress, weil ihre genau Pausenzeit per Chipkarte überwacht und eingehalten werden müsse, sagt Thomas Rackow, Geschäftsführer des Unternehmensverband Logistik Schleswig-Holstein. In dem Verband vereinen sich etwa 500 Logistikunternehmen mit circa 10.000 Mitarbeitenden.

Rackow erklärt: „Nehmen wir mal an, es sind vier Stunden vorbei, dann hat der Fahrer noch eine halbe Stunde, fährt auf einen Parkplatz und sieht, dass der Parkplatz belegt ist. Eigentlich kann er sich da nirgendwo hinstellen. Es sei denn, er stellt sich dahin, wo er dann ein Bußgeld bekommt.“ Die andere Option für den Fahrer oder die Fahrerin sei in einem solchen Fall, weiterzufahren. „Dann überschreitet er aber die Lenkzeit. Das heißt also: Er hat die Wahl zwischen Pest und Cholera“, erklärt Rackow. Denn werden die Zeiten nicht eingehalten, ist der Fahrer oder die Fahrerin zum Beispiel bei Unfällen mitverantwortlich.

Schicht überziehen kostet viel Geld

„Wir nehmen gern ein Ticket für zehn oder 20 Euro fürs Falschparken in Kauf oder suchen in Polizeibegleitung einen anderen Parkplatz […], denn wenn wir unsere Schichtzeiten überziehen, ist die Strafe mindestens zehnmal so hoch“, sagt Marco Thunert, Lkw-Fahrer aus Hamberge, im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein.

Forderung: Mehr Stellplätze

Der ADAC fordert daher einen stärkeren Aus- und Neubau von Lkw-Stellplätzen und der Lkw-Park-Leit- und Informationssysteme. Diese Forderung unterstützt auch der Unternehmensverband Logistik Schleswig-Holstein. Zudem fordert der Verband mehr Parkplätze an den Gewerbegebieten.

Laut Landesministerium für Verkehr ist der Bund für den Ausbau der Stellplätze und Raststätten verantwortlich.

Für den Test wurden bundesweit 96 Raststätten unter die Lupe genommen, davon eine in Hamburg und sechs in Schleswig-Holstein. Kontrolliert wurde am 3. und 4. August 2022 abends zwischen 22 Uhr und Mitternacht. Dabei wurden alle falsch geparkten Lastwagen und die gewählte Parkzone registriert.

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