In Hannover hat die IAA für Nutzfahrzeuge eröffnet. Trends in der Transport- und Logistikbranche sind Digitalisierung und der Wandel hin zu alternativen Antrieben.
Ob ein elektrisch betriebener Bulli, eine Sattelzugmaschine mit Batterie oder der Brennstoffzellenantrieb – in den kommenden Tagen dreht sich in den Messehallen Hannovers alles rund um das Thema alternative Antriebe in der Transport- und Logistikbranche.
Der Antrieb der Zukunft, auch im Nutzfahrzeugbereich, wird sich verändern. Er muss nachhaltig werden.
Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management
So bringt es Stefan Bratzel gegenüber ZDFheute auf den Punkt. Der Fahrzeugexperte ist Gründer und Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach.
Alternative Antriebe und Digitalisierung
So machen laut Branchenangaben Busse und Lkw zwar nur etwa vier Prozent des weltweiten Automobilbestandes aus. Sie pusten dabei aber rund 40 Prozent der Emissionen in die Luft. Damit lägen die Herausforderungen für die Branche und deren Zulieferer auf der Hand: „Ausbau der Elektrifizierung, Reduzierung der Emissionen und Entwicklung von klugen Lösungen in Automatisierung und Digitalisierung“, sagte Klaus Rosenfeld, Chef des Automobilzulieferers Scheffler, am Montag.
In der Tat spielt neben umweltfreundlichen Lösungen auch die Digitalisierung und das automatische Fahren in der Nutzfahrzeugbranche eine zentrale Rolle in Hannover, wo über 1.000 Hersteller aus 42 Ländern ihre Neuheiten präsentieren.
Am Stand der VW-Nutzfahrzeugsparte (VWN) etwa ist der Elektrobulli ID Buzz zu sehen, der ab Oktober ausgeliefert werden soll. Dabei wertet es VWN-Chef Carsten Intra als „extrem wichtiges Signal für die ganze Branche“, dass es nach der Corona-Zwangspause 2020 nun wieder eine Nutzfahrzeug-IAA gibt.
Die Bedingungen für die Nutzfahrzeughersteller aber sind schwierig – wie für die meisten anderen Branchen auch. Noch profitieren die Nutzfahrzeughersteller allerdings von einem hohen Bestand in ihren Auftragsbüchern. Die Branche gilt als konjunktursensibel, weil Unternehmen in Krisenzeiten ihre Investitionen zurückfahren, was auch für Neuinvestitionen in ihre Fahrzeugflotten gilt.
Wasserstoff für die Fernstrecke?
Neuanschaffungen wiederum müssen sich langfristig lohnen – und da sehen Experten wiederum ein gutes Potenzial für alternative Antriebsformen. „Die Nutzfahrzeugindustrie steht in den Startlöchern, was die Dekarbonisierung ihrer Fahrzeuge angeht“, erklärte Bernd Heid von der Beratungsfirma McKinsey. Der Co-Autor hat am Montag eine Studie vorgestellt, der zufolge CO2-arme Nutzfahrzeuge ab 2030 kostengünstiger sein werden als solche mit Verbrennermotor.
Daimler Truck arbeitet bereits an einem Lkw für die Langstrecke mit einer Reichweite von rund 1.000 Kilometern. Möglich machen soll das flüssiger Wasserstoff im Tank, womit eine höhere Energiedichte erreicht wird als bei gasförmigen Wasserstofftanks. Dabei ist die Frage noch offen, ob sich Wasserstoffantriebe in der Logistikbranche schließlich durchsetzen werden. Daimler Truck fährt daher zweispurig. In Hannover stellt das Unternehmen vor allem einen batterieelektrischen Lkw für den Fernverkehr vor mit einer Reichweite von 500 Kilometern.
Batterien für die letzten Meilen
Bislang setzt die Branche im Bereich des künftigen so genannten „Verteilerverkehrs“ fast ausschließlich auf batteriebetriebene Transporter. Unter Verteilerverkehr versteht die Branche die Auslieferung von Paketen und Waren auf den letzten Kilometern zu den Endkunden, es handelt sich also um Post- und Pakettransporter.
Dass die Brennstoffzelle möglicherweise in Serie im Fernverkehr oder Bussen zum Einsatz kommen könnte, liegt daran, dass Gastanks leichter und billiger sind als Batterien. Zwar nehmen sie dafür auch mehr Raum ein; das aber fällt bei den großen Brummis nicht so stark ins Gewicht. Hinzu kommt, dass – Stand jetzt – Wasserstofftanks sich schneller füllen lassen, als das Aufladen der Batterie an der Station dauert.
Der Nachteil liegt allerdings darin, dass Wasserstoff nur dann dem Klima nützt, wenn er klimaneutral gewonnen wird. Noch ist so genannter grüner Wasserstoff allerdings Mangelware. Einen Eindruck, wie die Wasserstoff-Trucks der Zukunft auf den Straßen aussehen könnten, kann man noch bis Sonntag in Hannover bekommen.