112 Tonnen schwer: Schwertransporte für neue Rahmede-Talbrücke legen den Verkehr lahm

Die Stahlteile für die neue Talbrücke Rahmede in Lüdenscheid waren schon kurz vor dem Ziel. Dann ging es nicht mehr weiter. Die Schwertransporte legten den Verkehr lahm.

Lüdenscheid – Um 4.30 Uhr ist in der Regel nicht viel los an der Autobahn-Abfahrt Lüdenscheid Nord. Oder zumindest viel weniger als ein paar Stunden später. Am frühen Donnerstagmorgen, 20. Juni, indes erlebten die Autofahrer die unerquickliche Ausnahme von der Regel.

Um 4.30 Uhr ging nichts mehr, weil die beiden Schwertransporte, die irgendwann in Belgien gestartet und nach Zwischenstopps und langer Reise ganz dicht vor dem Ziel waren, einerseits nicht mehr vorankamen und andererseits den Abfluss des Verkehrs von der Autobahn blockierten. Dem Vernehmen nach wurde es ein bisschen lauter, was weniger an Motoren als vielmehr an den aufgebrachten Beteiligten lag. Der Verkehr auf der Autobahn staute sich einen halben Kilometer zurück, mitten in der Nacht.

112 Tonnen schwer: Schwertransporte für neue Talbrücke Rahmede legen Verkehr lahm

Schließlich wurde der Verkehr auf der Autobahn auch ohne eine „verkehrsrechtliche Anordnung“ kurzerhand gestoppt, um Platz zu schaffen für die beiden Transporte, die dann entgegen der Fahrtrichtung auf die Autobahn auffuhren und von dort rückwärts zwei Kilometer zurücksetzten – was für ein Finale nach so langer Fahrt. Rückwärts auf jenen Teil der A45, der nicht mehr befahren wird, hin zum Taktkeller Nord. Jenem Ort also, an dem die schweren Stahlteile für die neue Talbrücke Rahmede vormontiert werden. Es waren die ersten beiden großen Stahlteile, die den Taktkeller Nord erreichten. Viele weitere sollen folgen – und damit auch viele weitere Schwertransporte.

Im Taktkeller Süd, also am anderen Widerlager der neuen Talbrücke, sind schon vor drei Wochen die ersten Stahlteile angekommen. Das war weniger spektakulär. Die Schwertransporte kamen aus der Südrichtung und fuhren direkt den Taktkeller an. Am Widerlager Dortmund, wie es im Sprachgebrauch der Autobahn GmbH heißt, ist es dagegen komplizierter. Die beiden Schwertransporte am Donnerstagmorgen waren jeweils 30 Meter lang, 5,10 Meter breit, 4,50 Meter hoch und 112 Tonnen schwer

Von Norden aus über die Autobahn – dieser Weg scheidet wegen der abgelasteten Talbrücke Brunsbecke aus. Von Hagen-Süd aus durchs Volmetal – dieser Weg scheitert an einer zu niedrigen Eisenbahnbrücke. So bleibt nur der Weg mitten durch die Stadt, mit 112 Tonnen über die ohnehin maroden Straßen der Stadt: In Lüdenscheid fuhr der Schwertransport von der A45 ab, schlängelte sich über die Lennestraße und am Kreishaus vorbei auf die Heedfelder Landstraße und schließlich den Autobahnzubringer.

Nicht bei Planung bedacht worden: Strecke zu eng für Schwertransporte

Und dann? Sollte es eigentlich über die gesperrte Auffahrt Richtung Frankfurt in Richtung Taktkeller weitergehen, doch durch die Baustelle stellte sich dieser Bereich als zu eng für den Schwertransport heraus. Dies war offensichtlich bei den Planungen nicht bedacht worden. So wurde mitten in der Nacht und ohne die entsprechend vorbereitete Anordnung improvisiert. Am Ende kamen die Stahlteile dort an, wo sie ankommen sollten. Niemand kam zu Schaden, nur ein bisschen schlechte Laune am Morgen verursachte der unvorhergesehene Umweg. Für die weiteren Schwertransporte wird man nun frühzeitig Vorbereitungen treffen.

Rückstau auf der Autobahn, während der Schwertransport rückwärts auf das nicht mehr befahrene Teilstück der A45 in Richtung Taktkeller am Widerlager Dortmund einbiegt: In den frühen Morgenstunden des Donnerstags gab’s ein eindrucksvolles Szenario im Lüdenscheider Norden.
Rückstau auf der Autobahn, während der Schwertransport rückwärts auf das nicht mehr befahrene Teilstück der A45 in Richtung Taktkeller am Widerlager Dortmund einbiegt: In den frühen Morgenstunden des Donnerstags gab’s ein eindrucksvolles Szenario im Lüdenscheider Norden. © PopoVici

Das gute Signal: Es geht weiter mit Macht voran für die neue Talbrücke. „Die Arbeiten liegen im Zeitplan. In den vergangenen Wochen wurden die Pfeilerfundamente (Gründung) größtenteils fertiggestellt. Die beiden Taktkeller, in denen der Stahlüberbau zusammengeschweißt und mit Korrosionsschutz versehen wird, werden eingerichtet. Aus diesen Taktkellern heraus wird der Stahlüberbau der Brücke über die Pfeiler geschoben“, erklärt Autobahn-Sprecherin Susanne Schlenga, „erste Stahlelemente sind auf den Vormontage-Plätzen angekommen und werden zusammengeschweißt. Diese fertigen ‘Schüsse’ – also Teilsegmente der Brücke – werden anschließend in den Taktkeller gefahren, um dort zusammengesetzt und verschoben zu werden.“ Für diese ‘Schüsse’ wird’s noch reichlich nächtlichen Schwerlastverkehr in der Stadt geben. Die Nacht zum Donnerstag war nur ein erster Vorgeschmack.

Schwertransporte sind auf der A45 zwischen Lüdenscheid-Nord und Hagen-Süd schon seit Jahren nicht mehr erlaubt. Grund ist die marode Talbrücke Brunsbecke bei Hagen. Dennoch sind dort nach Informationen unserer Zeitung immer wieder Schwertransporte unterwegs, in einem Fall wurde die Überfahrt sogar auf einem Foto festgehalten.

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